Buchtipp: „Zeitenwende“

13.01.2023/EG

Andrea Komlosy: Zeitenwende
Corona, Big Data und die kybernetische Zukunft

Sachbuch (Angstkultur, IT, Politik, Psychologie)

„Mit den Corona-Gesetzen wurden Home Office und Online-Handel zur Grundlage des Überlebens. Sie dienten der Verhaltenseinübung in neue Kulturtechniken. Medizinische Überwachung, Bewegungskontrolle und biopolitische Konditionierung verwandeln den Körper in ein Interventionsfeld für Datenextraktion, Optimierung und Kontrolle.
Covid-19 wird an Schrecken verlieren. Die Akzeptanz von Verdatung und Tracking ist jedoch Bestandteil des Alltags geworden. Schließungen und Absonderungen können jederzeit reaktiviert werden, …“

Autor

Die Wirtschaftshistorikerin Univ.-Prof. Dr. Andrea Komlosy, geboren 1957 in Wien, lehrte bis September 2022 Globalgeschichte am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien.

Promedia Verlag, ISBN: 978-3-85371-901-5, E-Buch, 20 Euro

Digitalisierung: Corona-Pandemie macht Fehlleistungen sichtbar

13.04.2021/EG
Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), Berlin

Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie legt das Gutachten „Digitalisierung in Deutschland – Lehren aus der Corona-Krise“ vor

Fazit (Auszug, Seite 24):
„Die Corona-Pandemie hat den Rückstand Deutschlands bei der digitalen Transformation in vielen Bereichen schonungslos offengelegt. Die Pandemie hat überall dort Defizite aufgezeigt, wo deutsche Institutionen – Verwaltungen, Unternehmen, Schulen, Hochschulen, Gerichte – ihren längst erkannten und ausführlich diskutierten Aufgaben zur Digitalisierung der Abläufe über lange Zeit nicht nachgekommen sind (vgl. NKR 2015/2020a/2020b, EFI 2016, Europäische Kommission 2020g). In der Pandemie haben diese Schwächen eine wirksame Antwort der Politik auf die Krise und die Begrenzung des ökonomischen Schadens massiv behindert…“
Das Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats beim BMWi lesen Sie hier bmwi.de.

In der Verantwortung als Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur sind bzw. waren

  • seit März 2018: Andreas Scheuer (CSU);
  • von Oktober 2017 bis März 2018: Christian Schmidt (CSU) und
  • von Dezember 2013 bis Oktober 2017: Alexander Dobrindt (CSU).

Buchtipp: Digitaler Kapitalismus

20.12.2019/EG

Philipp Staab: Digitaler Kapitalismus
Markt und Herrschaft in der Ökonomie der Unknappheit

Sachbuch (Gesellschaft, IT, Kapitalismus, KI, Markt, Ungleichheit)

Beherrschten vor 20 Jahren noch Industriekonglomerate, Energiekonzerne und Banken die Rangliste der wertvollsten Unternehmen, wurden diese längst von Internetgiganten wie Google, Apple, Amazon und Tencent abgelöst. Digitale Technik ist allgegenwärtig: Wir tragen Hochleistungsrechner in unseren Taschen herum, Waschmaschinen können sich mit dem Internet verbinden. Doch erschöpft sich darin das Neue am digitalen Kapitalismus?

Arbeitswelt: Digitalisierung wirkt regional sehr unterschiedlich

16.09.2019/EG
Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB), Nürnberg

IAB-Studie zur Ersetzbarkeit von Berufen durch Computer oder computergesteuerten Maschinen: Im Landkreis Dingolfing-Landau ist jeder zweite Beschäftigte ‘ersetzbar‘ / Wirtschaftliche Spezialisierung und Substituierbarkeitspotenziale hängen zusammen

„Nach wie vor sind die Substituierbarkeitspotenziale in den Fertigungs- und Fertigungstechnischen Berufen am höchsten und in den Sozialen und Kulturellen Dienstleistungsberufen am niedrigsten. Allerdings ist die Geschwindigkeit, mit der sich die Substituierbarkeitspotenziale verändert haben, auf den verschiedenen beruflichen Teilarbeitsmärkten sehr unterschiedlich. Während das Substituierbarkeitspotenzial fast in allen Berufssegmenten steigt, ist es in den IT- und naturwissenschaftlichen Dienstleistungsberufen sowie den Medizinischen und nichtmedizinischen Gesundheitsberufen leicht gesunken. Das ist vor allem dadurch zu erklären, dass sich die Berufsbilder so verändert haben, dass sie mit den technologischen Möglichkeiten Schritt halten konnten. Hochgerechnet ergibt sich, dass 2016 ein Viertel – also fast 8 Millionen – der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berufen arbeitet, in denen mindestens 70 Prozent der anfallenden Tätigkeiten von Computern oder computergesteuerten Maschinen erledigt werden könnten.“ iab.de

Zum Thema

„Seit 2013 wurde das Budget der Jobcenter für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen jedes Jahr erhöht. 2018 standen den Jobcentern insgesamt über 4,07 Milliarden Euro zur Verfügung. Für diesen Zweck ausgegeben haben sie jedoch lediglich 3,07 Milliarden Euro – ein Viertel des Budgets für Förderungen wurde also nicht für den eigentlichen Zweck genutzt.“ o-ton-arbeitsmarkt.de

Prekäre Arbeitswelt: Digitale Wanderarbeiter trainieren Algorithmen

16.05.2019/EG
Quelle: Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf

Florian Alexander Schmidt, Kommunikationswissenschaftler der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden, erforschte die Arbeitswelt digitaler Wanderarbeiter am Beispiel Online-Arbeit beim Trainieren autonomer Fahrzeuge

„Seit 2017 gibt es einen starken Anstieg in der Nachfrage nach hochpräzisen Trainingsdaten für die KI-Modelle der Automobilindustrie. Ohne große Mengen dieser Daten ist das ehrgeizige Ziel des autonomen Fahrens nicht zu erreichen. Damit aus selbstlernenden Algorithmen selbstlenkende Fahrzeuge werden können, braucht es allerdings zunächst viel Handarbeit, die von Crowds auf der ganzen Welt geleistet wird. Sie bringen den lernenden Maschinen das Hören, das Sehen und das umsichtige Fahren bei.
(…)
Ein wesentlicher Faktor für die schlechte Bezahlung, die bei ein bis zwei Euro die Stunde für qualifizierte Vollzeitarbeitskräfte liegt, ist der Umstand, dass es sich um einen extrem volatilen globalen Arbeitsmarkt handelt, bei dem der Wert der Arbeit permanent aus zwei Richtungen bedroht ist: durch das ständige Wettrennen mit der Automatisierung und dadurch, dass die Arbeit dynamisch zu jenen Menschen auf der Welt fließt, welche die niedrigsten Löhne zu akzeptieren bereit sind – sei es, weil es sich um Hobbyisten handelt oder weil ihre wirtschaftliche Not besonders groß ist.
Zum Zeitpunkt der Recherche kam Venezuela hier eine Schlüsselrolle zu – einem Land mit gut ausgebildeter und gut vernetzter, jedoch von Hyper-inflation völlig ausgezehrter Bevölkerung. Für viele Menschen aus Venezuela ist Crowdarbeit zur Devisen bringenden Lebensader geworden. Sie selbst sind heute Teil eines Heers von digitalen Wanderarbeiterinnen, die wie Erntehelfer zwischen den neuen Plattformen hin und her ziehen.“ ↗boeckler.de