Buchtipp: „Wirtschaft als Kommunikation – Kommunikation als Wirtschaft“

05.04.2024/EG

Jan Lies: Wirtschaft als Kommunikation – Kommunikation als Wirtschaft
Call-out-Ökonomie, Makromarketing und Kommunikationsökonomie aus Sicht der Systemtheorie

Sachbuch (Medien, Wirtschaft)

„Eine wahre Geschichte aus dem Frühjahr 2022: Eine junge Frau war krankhaft übergewichtig. Sie ließ sich von ihrer Krankenkasse eine Magenverkleinerung bezahlen. Die Operation verlief erfolgreich. Sie verlor fast ein Drittel ihres Gewichts. Jetzt entstellen Hautlappen vor allem ihre Bauchpartie. Ihrer Meinung nach sollte auch die Krankenkasse dafür aufkommen, was sie aber ablehnte. Schönheitsoperationen werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Die junge Frau wandte sich an die Medien. Ein führendes TV-Nachrichtenmagazin berichtete empört über die Haltung der Krankenkasse. Fotos der jungen Frau zeigten ihren Körper. Nach einem Shitstorm in den sozialen Medien, der sich auf die Seite der armen jungen Frau stellte, knickte die Krankenkasse ein und zahlte.

Dies ist ein Beispiel dafür, wie aus ein Call-out die narrative Ökonomie ankurbelt. Es steht exemplarisch für den kommunikativen Wandel in der Wirtschaft. Wenn Ökonomie im Wesentlichen die Organisation der Wertschöpfung durch Management in Unternehmen oder durch Unternehmen in Märkten bedeutet, dann wird der kommunikative Wandel durch die Verschiebung ihrer Logik von der Analytik zur Kommunikation vorangetrieben…“

Autor

Prof. Dr. Jan Lies (1970) ist promovierter und habilitierter Wirtschaftswissenschaftler. Seit 2013 ist er Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmenskommunikation und Marketing an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management in Dortmund und Gütersloh. Zu seinen Forschungsgebieten gehören das evolutions- und verhaltenswissenschaftliche Kommunikationsmanagement sowie Marketing, das er auch in der Praxis anwendet.

Metropolis Verlag, ISBN 978-3-7316-1557-6, Buch

ÖRR präsentiert viel ohne Vielfältigkeit?

03.04.2024/EG
Quelle: „meinungsvielfalt.jetzt“, Ole Skambraks, Altdorf, Schweiz

Mitarbeiter:innen von ARD, ZDF, Deutschlandradio und weiteren Personen fordern breiteres Meinungsspktrum des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

„Wir, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ARD, ZDF und Deutschlandradio, sowie alle weiteren Unterzeichnenden, schätzen einen starken unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland als wesentliche Säule unserer Demokratie, der gesellschaftlichen Kommunikation und Kultur. Wir sind von seinen im Medienstaatsvertrag festgelegten Grundsätzen und dem Programmauftrag überzeugt. Beides aber sehen wir in Gefahr. Das Vertrauen der Menschen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nimmt immer stärker ab. Zweifel an der Ausgewogenheit des Programms wachsen. Die zunehmende Diskrepanz zwischen Programmauftrag und Umsetzung nehmen wir seit vielen Jahren wahr. Wir haben …“

Das Manifest lesen Sie hier.

Ergänzung am 04.04.2024:

Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz untersuchten die Berichterstattung deutscher Nachrichtenmedien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, Befund Auszug:

„Die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Formate entsprach in dieser Hinsicht aber nahezu exakt der durchschnittlichen Berichterstattung der 34 Vergleichsmedien. Dies ist auch nicht erstaunlich, weil öffentlich-rechtliche wie private Medien letztlich derselben journalistischen Logik folgen. Die tagesaktuelle Berichterstattung von Nachrichtenmedien ist ereignisgetrieben, und die Ereignislage führt mehr oder weniger automatisch dazu, dass bestimmte Themen und Akteure stärker in den Fokus geraten als andere. Nachrichtenjournalisten haben ein weitgehend identisches, durch ihre Ausbildung geprägtes Verständnis davon, welche Ereignisse und Akteure so wichtig sind, dass über sie berichtet werden muss. Dementsprechend gleicht sich die Berichterstattung verschiedener Nachrichtenmedien in Bezug auf Themen und Akteure zwangsläufig, und die geringen Unterschiede lassen sich im Wesentlichen darauf zurückführen, dass in bestimmten Formaten (Print- und Online-Medien) mehr Raum zur Verfügung steht als in anderen (Fernseh- und Radionachrichten). Allerdings kann man in der Berichterstattung über ein und dasselbe Thema durchaus auch mehr oder weniger stark unterschiedliche Akteure selbst zu Wort kommen lassen. Die öffentlich-rechtlichen Formate lassen dabei zumindest einfache Bürger und die aktuellen Oppositionsparteien im Verhältnis häufiger zu Wort kommen als die Vergleichsmedien und berichten in dieser Hinsicht folglich etwas vielfältiger.“

Die Studie „Fehlt da was? Perspektivenvielfalt in den öffentlich-rechtlichen Nachrichtenformaten“ lesen Sie hier.

Buchtipp: „Versteckte Köder“

29.03.2024/EG

Heike Melzer: Versteckte Köder
Die Macht der Belohnungsreize und wie wir uns davon befreien

Sachbuch (Medien, Psychologie)

„Likes, Shopping, Candy Crush – wo verstecken sich Belohnungsreize in unserem Alltag und wie abhängig sind wir? Belohnungsreize sind allgegenwärtig. Soziale Netzwerke, Onlineshopping, Sexualität, Ernährung, Gaming: Geködert werden wir überall. Ungesteuerter Dauerkonsum und emotionale Enthemmung nehmen zu. Belohnungsaufschub, Fokussierungsfähigkeit, Frustrationstoleranz und Impulskontrolle werden zum Problem…“

Autorin

Heike Melzer ist Neurologin, ärztliche Psychotherapeutin und Business-Coach.

Hanser Verlag, ISBN 978-3-446-28031-1, E-Buch

Buchtipp: „Wie ich meine Uni verlor“

26.01.2024/EG

Michael Meyen: Wie ich meine Uni verlor
Dreißig Jahre Bildungskrieg. Bilanz eines Ostdeutschen

Sachbuch (Bildung, Demokratie, Medien, Parteien)

„Das Land steht still. Innovation findet anderenorts statt. Fortschritt auch. Dafür gibt es viele Gründe. Einer davon: die Wissenschaft. Das ist ein Apparat, eine Behörde, eine Anstalt. Unterworfen der Politik, beherrscht von Unternehmen, Stiftungen, Parteien. Nur eine hat dort nichts zu suchen: die Freiheit der Forschung. Der Ostdeutsche Michael Meyen bekennt selbstkritisch: »Ich bin Teil dieses Systems und habe von ihm profitiert.« Als er jedoch dessen Grenzen entdeckte und benannte, war er draußen. Seine in Jahrzehnten erarbeitete Kompetenz als Kommunikationswissenschaftler änderte daran nichts. Man beißt nicht in die Hand, die einen füttert.“

Autor

Michael Meyen, geboren 1967 in Bergen auf Rügen, hat in der Deutschen Demokratischen Republik Journalistik studiert. 2002 wurde er Professor für Allgemeine und Systematische Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Meyen leitete drei große Forschungsverbünde als Sprecher, als mit dem Bologna-Prozess, eine europaweite Vereinheitlichung von Studiengängen und -abschlüssen zur Anpassung an die Bedürfnisse der Arbeitsmärkte, die Lehrkultur an den Hochschulen ökonomisiert wurde.

Edition Ost Verlag, ISBN 978-3-89793-377-4, Buch

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk benötigt eine grundlegende Transformation!

24.01.2024/EG
Quelle: Zukunftsrat der Rundfunkkommission der Länder, Mainz

Bericht des Rates für die zukünftige Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

„Die Öffentlich-Rechtlichen genießen zwar weiterhin Vertrauen in der Bevölkerung. Es lässt sich jedoch nicht übersehen, dass die Kritik von verschiedenen Seiten zugenommen hat und eine ordnungsgemäße Erfüllung des Angebotsauftrags von ARD, ZDF und Deutschlandradio stärker als in der Vergangenheit hinterfragt wird. […] Dazu braucht es angesichts der soziokulturellen und medialen Umbrüche vor allem die Entschlossenheit in der Politik, und bei den Öffentlich-Rechtlichen die Bereitschaft, Defizite zu erkennen und sich zu erneuern. Noch kennzeichnen Beharrungstendenzen und unzureichende Agilität vielfach die Lage.
Auch fehlt es häufig an der Unterscheidbarkeit öffentlich-rechtlicher von privatwirtschaftlichen Angeboten. Die mangelnde Profilierung des Angebots mag kurzfristig der Einschaltquote nützen, schmälert auf Dauer aber die Akzeptanz. […] Diese Herausforderungen sind innerhalb der vorhandenen Strukturen nicht zu bewältigen. Die Öffentlich-Rechtlichen benötigen eine grundlegende Transformation.“ (Auszug, Seite 10).

Den einstimmig gefassten Bericht lesen Sie hier. Die Vorstellung des Berichtes sehen Sie hier (Phoenix via YouTube).

Mitglieder des Zukunftsrates:
Prof. Dr. Mark D. Cole, Professor für Medien- und Telekommunikationsrecht, Universität Luxemburg, und Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Europäisches Medienrecht
Maria Exner, Journalistin, Gründungsintendantin Publix, Haus für Journalismus & Öffentlichkeit, Berlin
Prof. Dr. Peter M. Huber, Professor für Öffentliches Recht und Staatsphilosophie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Bundesverfassungsrichter a.D., Minister a.D.
Julia Jäkel, Aufsichtsrätin, Medienmanagerin, Hamburg
Prof. Dr. Nadine Klass, Professorin für Bürgerliches Recht, Recht des Geistigen Eigentums und Medienrecht sowie Zivilverfassungsrecht, Universität Mannheim und Co-Direktorin Institut für Urheber- und Medienrecht München
Prof. Bettina Reitz, Präsidentin der Hochschule für Fernsehen und Film, München
Prof. Dr. Annika Sehl, Professorin für Journalistik mit dem Schwerpunkt Medienstrukturen und Gesellschaft, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Roger de Weck, Publizist, Generaldirektor der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) a.D., Zürich