Und was macht Ihr Arbeitgeber mit Ihren Daten?

07.04.2018/EG aus der Hans Böckler Stiftung, Düsseldorf

Die Vermessung der Belegschaft – eine Studie von Heinz-Peter Höller (IT-Wissenschaftler) und Peter Wedde (Rechtswissenschaftler) macht die umfassende Datensammlung (digitale Spuren) und deren tiefgreifenden Analyseoptionen am Arbeitsplatz sichtbar

„Arbeit wird immer stärker und immer schneller digitalisiert. Besonders die Zusammenarbeit findet zunehmend in hochkomplexen digitalen Kooperationssystemen und innerbetrieblichen sozialen Netzen statt. In ihnen werden alle Aktionen und Interaktionen in ungeheurer Dichte erfasst und gespeichert. Es entsteht der innerbetriebliche soziale Graph, der lückenlos die direkten und indirekten Beziehungen zwischen den Beschäftigten auf vielfältige Weise auf Vorrat festhält. Er bildet das im Unternehmen bestehende soziale Netz und die in der Belegschaft bestehenden informellen Beziehungen ab.

Das ist seit langem Gegenstand der sozialwissenschaftlichen Netzwerkanalyse, deren Methoden jetzt aber auf einem unvorstellbar großen Datenmaterial angewendet werden können. Mit ihrer Hilfe lassen sich verblüffend deutliche Aussagen zur Stellung Einzelner sowie von Gruppen, zur Qualität von Teilnetzwerken und des Gesamtnetzwerkes treffen; zwischen Einzelnen und Gruppen lassen sich Vergleiche ziehen. Zum heutigen Zeitpunkt existieren zwar die umfassenden Datensammlungen im sozialen Graphen bereits; ihre Auswertungen sind aber erst im Entstehen. In manchen Fällen werden sie eher dafür genutzt, dem Einzelnen den Wert seines sozialen Interagierens widerzuspiegeln. Verfolgt man aber die kurze Entwicklungszeit der derzeit verfügbaren Produkte, dann ist leicht zu erkennen: Die Netzwerkanalyse, also der Blick auf das Gesamtnetz und die dort abgebildeten Zusammenhänge, gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Den Betroffenen sind zumeist weder die bloße Existenz dieser umfassenden Datensammlungen noch die Möglichkeiten der Netzwerkanalyse bekannt, ebenso wenig die Qualität der netzwerkanalytischen Aussagen. Was da entsteht, könnte tatsächlich über die bisherigen Formen der Kontrolle und Überwachung des Einzelnen weit hinausgehen. Die umfassende Auswertung des sozialen Graphen kann aus der Perspektive des technisch Möglichen zukünftig dazu genutzt werden, in die Belegschaft hineinzuhorchen, um sie in gewisser Weise elektronisch zu vermessen.“ ↗boeckler.de

Bundesregierungen haben Digitalisierung verschlafen

21.03.2018/EG aus dem Deutschen Bundestag, Berlin

Wirtschaftswissenschaftler fordern von der Bundesregierung einen Plan zur Digitalisierung

Führende Ökonomen fordern die Bundesregierung auf, mehr Anstrengungen in einen durchgreifenden digitalen Wandel von Gesellschaft und Wirtschaft zu unternehmen. Christoph M. Schmidt, Vorsitzender des Sachverständigenrates, verwies heute im Wirtschaftsausschuss des Bundestages auf die regulatorischen Hemmnisse sowie auf die Herausforderung, die Nutzungsmöglichkeiten des Internets in der Gesellschaft zu verankern. Peter Bofinger, dienstältestes Mitglied im Sachverständigenrat, sieht Deutschland in diesem Punkt als Entwicklungsland. bundestag.de

Zum Thema

„Immer, wenn wir unsere Smartphones, Laptops, Tablets benutzen, wird alles, was wir produzieren, zu einer Ressource für das Kapital, also die Daten, die für Google so wertvoll sind, die sie speichern und für Werbung weiterverkaufen, die sie auswerten um Muster zu finden, mit denen sie dann neue Geschäftsmodelle kreieren, die sie dann als Plattformen und Wissen an andere Unternehmen verkaufen können. Egal, wie wir elektronisch kommunizieren, jemand anderes besitzt das, was daraus entsteht.“ rosalux.de

IT: Nutzung schränkt Bewegungsfreiheit ein?

22.01.2018/EG aus dem Blog NETZPOLITIK.ORG, Berlin

Klaus Lenk, Verwaltungswissenschaftler, über bislang wenig kommunizierte Herrschaftsformen

„Der gegenwärtige Hype hindert viele daran, sich Gedanken zu machen, wo zwingende Strukturen sinnvoll sind und wo sie hingegen in eine Welt führen, in der wir als Menschen nur noch als Spielmaterial eines unpersönlichen Systems betrachtet werden.“ netzpolitik.org

Zum Thema

Werner Seppmann, Soziologe: „Der Internetkosmos ist durch eine faustische Symbiose von Transparenz, die für den Nutzer verpflichtend ist, und Anonymität, der sich die Herren der erfassten Daten erfreuen können, geprägt. (…) An ein informationsgesellschaftliches Paradies als Zielpunkt kann nur glauben, wer von grenzenloser Naivität ist.“ heise.de