Ein Blick nach Mali

09.05.2020/EG
Quelle: Kultursender arte TV, Strasbourg

arte-Reportage über sichtbare und unsichtbare Risse, die den Sahel-Staat Mali spalten

„Das Zentrum Malis und der Norden kommen seit 2012 nicht zur Ruhe. Die Konflikte der Ethnien im Land und der Terror der Dschihadisten versetzten das Volk in Angst und Schrecken. Dörfer, die früher trotz religiöser und ethnischer Unterschiede friedlich nebeneinander lebten, sind heute bis aufs Blut verfeindet. Der malische Reporter Ousmane Samassekou zeigt uns in seiner Reportage, wer da warum gegen wen kämpft. Anders als einem weißen Reporter ist es ihm gelungen, Menschen vor die Kamera zu holen, die uns den Konflikt in ihrem Land aus ihrer eigenen Sicht erzählen.“ ↗arte.tv

Zum Thema

Ahmedou Ould Abdallah, pensionierter Diplomat der Vereinten Nationen und Präsident des Zentrums für Strategien und Sicherheit für die Sahel-Sahara (Centre4s), über eine Krise, hinter der sich andere Krisen verbergen:

„Die katastrophale Entwicklung der Sahel-Krise lässt uns ihre schreckliche Realität vergessen: die Verflechtung mehrerer Konflikte. Da ist zunächst die politische Krise in Mali, die älteste von allen, denn sie geht mindestens auf das Jahr 1964 zurück. Es hat viele Regelungen gekannt, die oft eher formeller als realer Natur waren (u.a. Abkommen von Tamanrasset, 1991; Nationaler Pakt, April 1992; Algier 04.07.2006; Abkommen von Algier 15.06.2015). Allen, ohne Ausnahme, folgten neue Krisen.
Damals auf den Norden Malis beschränkt, haben die Krisen seither die zentrale Region Malis kontaminiert, wo die Gewalt gegen und zwischen der Zivilbevölkerung den Staat geschwächt hat.“ ↗allafrica.com

Ergänzende Informationen (Geschichte, Bevölkerung, …) lesen Sie hier westafrikaportal.de.

Am 07. Mai 2020 stimmte der Bundestag über die Verlängerung der Beteiligung der Bundeswehr an der „Multidimensionalen Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali“ (MINUSMA) ab. 485 Abgeordnete der BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN, CDU/CSU, FDP und SPD stimmten für die Verlängerung. 153 Abgeordnete, darunter die Abgeordneten der AfD, drei Abgeordnete von BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN, drei Abgeordnete der SPD sowie die Abgeordneten von DIE LINKE stimmten gegen das Mandat. bundestag.de

‚Steuervermeidungs-Virus‘ verursacht gewaltige Schäden

04.03.2020/EG
Quelle: Tax Justice Network, Chesham (UK)

TJN: Geschätzte 21 bis 31 Billionen US-Dollar privater Finanzvermögen lagern in Steueroasen

„Es hat sich eine globale Industrie entwickelt, an der die weltweit größten Banken, Anwaltskanzleien, Buchhaltungsfirmen und spezialisierte Anbieter beteiligt sind, die für ihre steuer- und gesetzeswidrigen Kunden geheimnisvolle Offshore-Strukturen entwickeln und vermarkten. Der „Wettbewerb“ zwischen den Jurisdiktionen um die Bereitstellung von Geheimhaltungseinrichtungen ist zu einem zentralen Merkmal der globalen Finanzmärkte geworden, insbesondere seit die Ära der finanziellen Globalisierung in den 1980er Jahren richtig in Gang gekommen ist.“
Top 10:
1. Kaimaninseln (Britisches Überseegebiet)
2. USA
3. Schweiz
4. Hong Kong
5. Singapur
6. Luxemburg
7. Japan
8. Niederlande
9. Britische Jungferninseln (Britisches Überseegebiet)
10. Vereinigte Arabische Emirate

Den kompletten Bericht lesen Sie hier taxjustice.net.

Zum Thema

Inaktive Unternehmen (Briefkastenfirmen) in Steueroasen untergraben die Steuererhebung / Luxemburg beherbergt ausländische Direktinvestitionen (FDI) in Höhe von rund vier Billionen US-Dollar↗imf.org

Wenig beachtete Krisen

30.01.2020/EG
Quelle: CARE Deutschland, Bonn

CARE-Bericht „Suffering In Silence“: Zehn Krisen, die 2019 in den Medien wenig bis gar keine Beachtung fanden

Nach dem Bericht „Suffering In Silence“ litten im Jahr 2019 über 51 Millionen Menschen, von der Öffentlichkeit weitgehend unbeobachtet, unter den von Krisen verursachten extremen Lebensbedingungen.
Mit Hilfe der Medienbeobachtungsdienste der Meltwater Group analysierte CARE International diejenigen humanitären Krisen, die 2019 die geringste Medienaufmerksamkeit erhielten. Im Zeitraum vom 01. Januar bis zum 15. November 2019 wurden mehr als 2,4 Millionen Online-Medienaufrufe erfasst. Um nach dem Maßstab zu filtern, identifizierten wir Länder, in denen mindestens eine Million Menschen von Konflikten oder Naturkatastrophen betroffen waren.
Den Bericht „Suffering In Silence“ lesen Sie hier ↗care.de.

Mehr als ein Viertel der Entwicklungshilfe bleibt in den Geberländern

27.08.2019/EG
Quelle: Institut für Weltwirtschaft (IfW), Kiel

Rainer Thiele, Mitglied des Management Boards am IfW und Honorarprofessor an der CAU Kiel: „Der hohe Anteil an nicht-transferierten Entwicklungshilfegeldern steht eindeutig im Widerspruch zu der Grundidee von Entwicklungszusammenarbeit, die Entwicklung direkt in den Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu unterstützen.“

„Die Ergebnisse der Studie stehen daher im Kontrast zu der Rhetorik vieler europäischer Politikerinnen und Politiker.
Seit der „Flüchtlingskrise“ und den Wahlerfolgen der populistischen Parteien mit Anti-Einwanderungsagenda suchen politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger nach Instrumenten, Migration einzuschränken. Die Aufstockung der Entwicklungshilfe wird dabei als ein Schlüsselinstrument genannt. Die langfristige Entwicklungshilfe solle dazu beitragen, die eigentlichen Ursachen der Migration zu bekämpfen und bessere Verdienstmöglichkeiten, eine qualitativ hochwertige Bildung und bessere öffentliche Dienstleistungen zu schaffen. Diese Maßnahmen sollen den Menschen einen Anreiz geben, in ihren Heimatländern zu bleiben.
Doch die Studie der beiden MEDAM-Forscher illustriert, dass der Anstieg der Entwicklungshilfe seit 2015 vor allem auf Ausgaben für Flüchtlinge in den Geberländern zurückzuführen ist. Ohne den Transfer von Ressourcen in die Entwicklungsländer werden potenzielle Migrantinnen und Migranten allerdings kaum eine Verbesserung ihrer Lebensumstände erfahren.
Dass nicht-transferierte Leistungen in der Regel nicht zur Bekämpfung von Migrationsursachen beitragen, überrascht daher nicht.“ cadmus.eui.eu

Weltweiter Handel mit Nahrungsmittel führt über die Schweiz

04.06.2019/EG
Quelle: Public Eye, Zürich

Die Schweiz entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten zum führenden Handelsplatz für Agrarrohstoffe

„Es wird viele überraschen, dass mindestens 50% des globalen Getreidehandels von in der Schweiz ansässigen Akteuren abgewickelt werden und dass 40% des weltweit gehandelten Zuckers von Computern in der Schweiz versandt werden. Ebenso hat die Schweiz einen Anteil von mindestens 30% am weltweit gehandelten Kakao, mindestens 30% am Kaffee und mindestens 25% an der Baumwolle. Es besteht kein Zweifel daran, dass sich das Land zu einem der wichtigsten Handelsplätze für landwirtschaftliche Rohstoffe entwickelt hat.“ publiceye.ch

Die 1968 gegründete Nichtregierungsorganisation Public Eye „setzt sich für eine gerechte Globalisierung und eine nachhaltige Entwicklung ein. Sie verlangt, dass Menschenrechte vor wirtschaftlichen Interessen und Rechtsansprüchen stets Vorrang haben.“

Zum Thema

Für die UN-Sonderorganisation „Weltbank“ sind die Entwicklungsländer ein 12 Billionen Dollar Markt. worldbank.org (siehe Video)

Josef E. Stiglitz, Wirtschaftswissenschaftler an der Columbia University New York, von 1997 bis 2000 Chefökonom der „Weltbank“, im ZEIT-Interview, April 2016: „Wir sind in der Ära, in der wir immer klarer spüren: Die alte Geschichte, dass Handel automatisch für alle gut ist, stimmt einfach nicht.zeit.de

Schuldenreport 2019: 122 von 154 untersuchten Ländern sind kritisch verschuldet. In knapp drei Viertel dieser Länder hat sich die Situation zwischen 2014 und 2017 deutlich verschlechtert. Hauptauslöser der derzeitigen Schuldenkrise ist der globale Trend aus niedrigen Zinsen im Globalen Norden und einem hohen Finanzierungsbedarf für Infrastruktur in vielen ärmeren Ländern. Länderspezifische Faktoren wie die Abhängigkeit vom Rohstoffexport, politische Fragilität sowie die Folgen von Naturkatastrophen verstärken die Überschuldungsgefahr. erlassjahr.de.