Mehr als ein Viertel der Entwicklungshilfe bleibt in den Geberländern

27.08.2019/EG
Quelle: Institut für Weltwirtschaft (IfW), Kiel

Rainer Thiele, Mitglied des Management Boards am IfW und Honorarprofessor an der CAU Kiel: „Der hohe Anteil an nicht-transferierten Entwicklungshilfegeldern steht eindeutig im Widerspruch zu der Grundidee von Entwicklungszusammenarbeit, die Entwicklung direkt in den Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu unterstützen.“

„Die Ergebnisse der Studie stehen daher im Kontrast zu der Rhetorik vieler europäischer Politikerinnen und Politiker.
Seit der „Flüchtlingskrise“ und den Wahlerfolgen der populistischen Parteien mit Anti-Einwanderungsagenda suchen politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger nach Instrumenten, Migration einzuschränken. Die Aufstockung der Entwicklungshilfe wird dabei als ein Schlüsselinstrument genannt. Die langfristige Entwicklungshilfe solle dazu beitragen, die eigentlichen Ursachen der Migration zu bekämpfen und bessere Verdienstmöglichkeiten, eine qualitativ hochwertige Bildung und bessere öffentliche Dienstleistungen zu schaffen. Diese Maßnahmen sollen den Menschen einen Anreiz geben, in ihren Heimatländern zu bleiben.
Doch die Studie der beiden MEDAM-Forscher illustriert, dass der Anstieg der Entwicklungshilfe seit 2015 vor allem auf Ausgaben für Flüchtlinge in den Geberländern zurückzuführen ist. Ohne den Transfer von Ressourcen in die Entwicklungsländer werden potenzielle Migrantinnen und Migranten allerdings kaum eine Verbesserung ihrer Lebensumstände erfahren.
Dass nicht-transferierte Leistungen in der Regel nicht zur Bekämpfung von Migrationsursachen beitragen, überrascht daher nicht.“ cadmus.eui.eu