Klimawandel verdeutlicht Defizite der politischen Konstruktion

31.01.2020/EG
Quelle: Ökonomenstimme, Zürich

Reiner Eichenberger, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Freiburg (CH), und David Stadelmann, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Bayreuth, über das Versagen der Politik beim Thema Klimawandel

„Die Klimapolitik ist wenig wirksam sowie teuer und unattraktiv für die Bevölkerung, weil Politiker, Parteien und Interessengruppen das Klimaproblem missbrauchen, um Macht, Umverteilung und Subventionen für ihre Klientel zu erlangen. Wenn die Politik das Klimaproblem ehrlich und effizient angehen würde, wäre es erstaunlich leicht zu bewältigen. Die effiziente Lösung heisst: Kostenwahrheit. Die zukünftigen Schäden müssen wissenschaftlich geschätzt und den heutigen Verursachern über eine CO2-Steuer in Rechnung gestellt werden. (…). Eine effiziente Klimapolitik mit allgemeiner CO2-Abgabe wäre für die Wirtschaft problemlos tragbar, und sie würde auch nicht zu grösseren Produktionsverlagerungen führen. (…).
Viele Regierungen haben kein Interesse an Kostenwahrheit mit Umweltabgaben, die weitgehend durch die Senkung anderer Steuern kompensiert werden. Vielmehr wollen sie ein höheres Budget und mehr Einfluss. (…). Die Verwaltung liebt das Regulieren; es bringt ihr Bedeutung und Macht. Sie sträubt sich gegen effiziente Umweltabgaben, die das Klima über Anreize nachhaltiger schützen als ihre Vorschriften und diese zugleich unnötig machen. Ähnliches gilt für viele Politiker. Sie wollen das Klimasteueraufkommen nicht über Steuersenkungen den Bürgern zurückgeben, sondern es für Subventionen und zur Umverteilung zugunsten ihrer Klientel einsetzen. …“ ↗oekonomenstimme.org

Buchtipp: Nachhaltige Nicht-Nachhaltigkeit

31.01.2020/EG

Ingolfur Blühdorn, Felix Butzlaff, Michael Deflorian, Daniel Hausknost, Mirijam Mock: Nachhaltige Nicht-Nachhaltigkeit
Warum die ökologische Transformation der Gesellschaft nicht stattfindet

Sachbuch (Gesellschaft, Klimawandel, Politik, Wirtschaft)

Auch wenn Umweltbewegungen »Weiter so ist keine Option! Wende oder Ende!« fordern und der Begriff der Nachhaltigkeit voll im Mainstream angekommen ist – die moderne Gesellschaft verteidigt ihren Wohlstand und Lebensstil entschiedener denn je. Beharrlich wird eine Politik der Nicht-Nachhaltigkeit betrieben, und die Konjunktur des Rechtspopulismus signalisiert zudem eine deutliche Abkehr vom ökologisch-demokratischen Projekt vergangener Jahrzehnte.
Dieser Band stellt grundlegende Annahmen der Nachhaltigkeitsdebatte in Frage und skizziert neue sozialwissenschaftliche Forschungsperspektiven, um die eigenartige Fortdauer der Nicht-Nachhaltigkeit zu erhellen.

Klimawandel: Spuren werden immer deutlicher

20.01.2020/EG
Quelle: NASA, New York

2019 war das zweitwärmste Jahr

„Nach unabhängigen Analysen der NASA und der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) war die durchschnittliche globale Oberflächentemperatur der Erde im Jahr 2019 die zweitwärmste seit Beginn der modernen Aufzeichnungen im Jahr 1880.
Weltweit war die Durchschnittstemperatur im Jahr 2019 nach der von 2016 die zweitwärmste und setzte den langfristigen Erwärmungstrend des Planeten fort: Die letzten fünf Jahre waren die wärmsten der letzten 140 Jahre.
Das vergangene Jahr war um 1,8 Grad Fahrenheit (0,98 Grad Celsius) wärmer als der Mittelwert von 1951 bis 1980, so die Wissenschaftler des Goddard Institute for Space Studies (GISS) der NASA in New York.“ nasa.gov

Zum Thema

Eine Animation einer GISS-Klimamodell-Simulation (Goddard Institute for Space Studies) der Oberflächenlufttemperatur in Grad Celsius von 1880 bis 2100 sehen Sie hier. nasa.gov

Ausgewählte signifikante Klimaanomalien und Ereignisse im Jahr 2019 lesen Sie hier ↗noaa.gov.

Globale Temperatur- und Niederschlagskarten sehen Sie hier ↗noaa.gov.

Hörfunk-Tipp: „Saisonschluss“

25.12.2019/EG
Quelle: Deutschlandfunk (DLF), Berlin

Matthias Greffrath, Journalist, Schriftsteller und Soziologe, beschreibt die Veränderungen und die Zusammenhänge unserer Arbeits-, Lebens- und Umwelt

Teil 1, Klimawandel und Wirtschaftswachstum (29 Min.) deutschlandfunk.de

Teil 2 Digitalisierung und Politik (29 Min.)
Auszug: „Die Clowd von Amazon verwaltet und verarbeitet die Daten von hunderttausenden von Unternehmen in 190 Ländern, darunter Netflix, Airbnb, General Electric, Vodafone, NASA und US Navy und mehr als 80 Prozent der Dax Unternehmen. Privateigentum sind zunehmend auch die Unterseekabel, durch die die Informationsströme der Weltwirtschaft, der Wissenschaft, der Politik schießen, tausende von Satelliten privater Telekommunikationskonzerne sichern die Versorgung mit Wasser und Wärme, mit Strom und Straßenverkehrsmeldungen. Und gerade wird die Internet-Domain .org privatisiert, die bislang für gemeinnützige Organisationen da war. Wer redet hier noch von Souveränität? Wer meint, er könne hier noch etwas national regeln?“ deutschlandfunk.de

Teil 3 Moralische Leitplanken und politische Loyalität (29 Min.) deutschlandfunk.de

Klimawandel wird Anpassungen erzwingen

26.11.2019/EG
Quelle: Umweltbundesamt, Dessau

Monitoringbericht 2019: Folgen der Erderhitzung in Deutschland sind mehr Hitzetage, steigende mittlere Lufttemperatur, mehr hitzebedingte Todesfälle, steigender Meeresspiegel (Nord- und Ostsee), längere Vegetationsperioden sowie niedrige Grundwasserstände.

„Die Erhöhung der mittleren Temperatur ist auch mit einer höheren Anzahl „Heißer Tage“ verbunden – dies sind Tage, an denen die Temperaturen über 30°C steigen. Diese ist seit 1951 von etwa drei auf derzeit etwa zehn Tage pro Jahr gestiegen. Das setzt auch den Menschen zu, vor allem in den Städten. Erstmals enthält der Monitoringbericht 2019 bundesweite Aussagen zu hitzebedingten Todesfällen: Demnach sind im Jahr 2003 7.500 Menschen mehr gestorben als ohne Hitzeperiode zu erwarten gewesen wäre. In den Jahren 2006 und 2015 gab es jeweils 6.000 zusätzliche Todesfälle.
Stichwort Wasserverfügbarkeit: In den letzten zehn Jahren gab es immer häufiger niedrige Grundwasserstände, die in einigen Gemeinden bereits zu Problemen mit der Trinkwasserversorgung führten. Zunehmende Trockenheit und häufiger werdende Niedrigwasserstände in Flüssen beeinträchtigen die Ökosysteme, führen zu eingeschränkter Schifffahrt und gefährden die Versorgung von Kraftwerken und Industrie mit Kühlwasser.
Auch Land- und Fortwirtschaft sind betroffen: So hat in den letzten 50 Jahren das verfügbare Wasser in landwirtschaftlich genutzten Böden deutlich abgenommen. Im Jahr 2018 verursachten Hitze und Trockenheit in der Landwirtschaft Schäden in Höhe von 700 Millionen Euro. Jahres- und Vegetationszeiten verschieben sich – so stieg die Dauer der Vegetationsperiode von 222 Tagen (1951-1981) auf 232 Tage (1988-2017). Tier- und Pflanzenarten aus wärmeren Erdregionen breiten sich aus, darunter zum Beispiel die Sardine oder die Sardelle in der Nordsee oder die Asiatische Tigermücke an Land. Diese kann bislang in Deutschland nicht auftretende Krankheiten wie Chikungaya- oder Dengue-Fieber verbreiten.“

Den Monitoringbericht 2019 lesen Sie hier umweltbundesamt.de.

Zum Thema

Lancet Countdown: Forschungsbericht zu Klimawandel und Gesundheit

„Bis zum Ende dieses Jahrhunderts sind jährlich bis zu fünf zusätzliche Hitzewellen in Norddeutschland und bis zu 30 in Süddeutschland zu erwarten, wenn wir mit dem Ausstoß von Treibhausgasen so weitermachen wie bisher. Damit einhergehender Hitzestress und hohe bodennahe Ozonkonzentrationen können schwerwiegende Folgen für die menschliche Gesundheit haben. Dazu zählen unter anderem Hitzschlag, Herzinfarkt und akutes Nierenversagen aufgrund von Flüssigkeitsmangel. Am stärksten gefährdet sind ältere Menschen, Säuglinge, Patienten mit chronischen Erkrankungen sowie Personen, die schwere körperliche Arbeit im Freien verrichten, etwa Bauarbeiter.“

Den „Policy Brief für Deutschland“ lesen Sie hier ↗googleapis.com.