Buchtipp: „Der soziale Staat“

11.08.2023/EG

Renate Dillmann, Arian Schiffer-Nasserie: Der soziale Staat
Über nützliche Armut und ihre Verwaltung

Sachbuch (Sozialpolitik)

„Die Autoren halten Sozialpolitik nicht für eine unhinterfragbar gute Errungenschaft moderner Staatlichkeit, nur weil die »sozial Schwachen« in der »freien Marktwirtschaft« ohne sie kein Auskommen haben. Sie feiern den Sozialstaat nicht dafür, dass er der Garant für den »sozialen Frieden« und die »Nachhaltigkeit« der staatlich etablierten Konkurrenzgesellschaft ist. Weder verurteilen sie die sozialpolitischen Maßnahmen aus der Warte der Betroffenen und Sozialverbände als »unterfinanziert« und »unzureichend«, noch kritisieren sie die aktuelle Sozialpolitik vom Standpunkt der »Leistungs- und Verantwortungsträger« aus Wirtschaft und Politik als »überzogen« und »unbezahlbar«.“
Die Autoren erklären, wie der soziale Staat die kapitalistisch produzierte Armut verwaltet und nützlich macht.

Autoren

Dr. Renate Dillmann studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Soziologie an der Uni Mainz; Promotion zur Staatstheorie. Die Autorin ist Dozentin an der Evangelischen Hochschule Bochum (EVH), arbeitet als freie Journalistin und hat unter anderem das Buch „China – ein Lehrstück“ im VSA-Verlag veröffentlicht.

Dr. Arian Schiffer-Nasserie studierte Sozialwissenschaften und Geographie an der Ruhr-Uni Bochum. Promotion zu Rassismustheorie und antirassistischer Erziehung in der Schule. Der Autor ist Professor für Sozial- und Migrationspolitik an der Evangelischen Hochschule in Bochum.

VSA Verlag, 978-3-89965-885-9, Buch

Am Ende der Verwertung

14.07.2023/EG
Quelle: Tafel Deutschland, Berlin

Deutschland 2022: Rund zwei Millionen Menschen suchten Tafeleinrichtungen zur Deckung ihres Lebensmittelbedarfes auf

Aus dem Jahresbericht 2022 der Tafel Deutschland, Seiten 16 und 17: „Bei den Tafeln wird jeden Tag sichtbar, welche dramatischen Folgen Armut haben kann: Armutsbetroffene Menschen haben nicht genug Geld für Grundbedürfnisse wie eine gesunde und ausgewogene Ernährung, gleichzeitig fehlen ihnen oft die Möglichkeiten zur sozialen Teilhabe. Sie sind anfälliger für physische und psychische Krankheiten und sterben in vielen Fällen früher… Wer in Armut aufwächst, hat später selbst ein höheres Armutsrisiko. Als arm gilt, wer im Monat weniger als 60 Prozent des nationalen Mittelwerts verdient. In Deutschland liegt die Armutsgefährdungsschwelle aktuell bei 1.251 Euro pro Monat für einen Ein-Personen-Haushalt und bei 2.627 Euro für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren. Armut ist ein strukturelles Problem: Bestimmte Gruppen wie Alleinerziehende, Arbeitslose, kinderreiche Familien und Menschen mit niedriger Qualifikation sind besonders häufig betroffen. Sie haben kaum eine Möglichkeit, sich selbst aus ihrer Situation zu befreien. Auch Kinderarmut und Altersarmut nehmen immer weiter zu.“
Den Jahresbericht 2022 der Tafel Deutschland lesen Sie hier tafel.de.

Zum Thema

Beteiligung zum Siebten Armuts- und Reichtumsbericht
Die Bundesregierung erstellt im Auftrag des Deutschen Bundestages in jeder Legislaturperiode einen Armuts- und Reichtumsbericht (ARB). Dieser Bericht soll als Instrument zur Überprüfung politischer Maßnahmen dienen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat hierfür, mit einer Mail vom 04. Juli 2023, den Paritätischen Gesamtverband um Unterstützung des Beteiligungsprozesses gebeten. Wenn Sie im Rahmen des Beteiligungsprozesses zum Siebten Armuts- und Reichtumsberichts teilnehmen möchten, sind Sie zur Online-Beteiligung eingeladen.

Bürgergeld
Informationen zur „Hartz IV“ Nachfolgeregelung lesen Sie hier der-paritaetische.de.

Inklusive Kollateralschaden

23.05.2023/EG
Quelle: ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Wissenschaftler Jerg Gutmann, Matthias Neuenkirch und Florian Neumeier, untersuchten Auswirkungen von Wirtschaftssanktionen auf Zielländer

Dr. Florian Neumeier, Leiter der ifo Forschungsgruppe Steuer und Finanzpolitik: „Wirtschaftssanktionen treffen regelmäßig den Teil der Bevölkerung in den sanktionierten Ländern am stärksten, der in oder nahe der Armut lebt. Dies war in der Vergangenheit vor allem bei US-Sanktionen der Fall. Studien zeigen zum Beispiel, dass durch die 2012 verhängten Sanktionen gegen den Iran vor allem die junge, ungebildete Bevölkerung auf dem Land zu leiden hatte.“

In ärmeren Ländern führen Wirtschaftssanktionen auch zu einer geringeren Lebenserwartung in der Bevölkerung. Die Daten basieren auf Auswertungen von 160 Ländern.

Die Befunde der Untersuchung lesen Sie hier cesifo.org.

Video-Tipp: „Arm trotz Arbeit“

10.05.2023/EG
Quelle: Kultursender 3sat, Mainz

Reportage von Valentin Thurn und Katharina Wolff über die Lebenswelt prekär Beschäftigter

„Rund ein Drittel aller Beschäftigten lebt in Unsicherheit. Wohnen wird immer mehr zum Luxus. Obwohl sie Arbeit haben, teilweise sogar mehrere Jobs gleichzeitig, kommen sie nur knapp über die Runden.“
Die Reportage sehen Sie hier 3sat.de.

Zum Thema

Informationen zur Bewegung „#IchBinArmutsbetroffen“ lesen Sie hier ichbinarmutsbetroffen.start.page.

„2021 lebten in Deutschland 8,6 % aller Erwerbstätigen ab 18 Jahren unterhalb der Armutsgefährdungs­grenze. Überdurchschnittlich betroffen waren in Deutschland Erwerbstätige mit befristeten Arbeitsverträgen (13,9 %) und Teilzeitarbeitende (11,5 %). Aber auch 6,2 % der unbefristet Beschäftigten sowie 6,6 % der Vollzeitbeschäftigten erzielten ein so geringes Einkommen, dass sie als armutsgefährdet galten.“ destatis.de

Buchtipp: „Unsozialstaat Deutschland“

14.04.2023/EG

Cansin Köktürk: Unsozialstaat Deutschland
Warum wir radikal humanistisch werden müssen

Sachbuch (Armut, Politik)

„Die Armutsquote in Deutschland hat ein Rekordhoch erreicht. Die verheerenden Auswirkungen erlebt Cansin Köktürk bei ihrer täglichen Arbeit als Sozialarbeiterin hautnah: In Kitas, in Schulen, in der ambulanten Jugendhilfe, in Notunterkünften und in den Städten, die am stärksten davon betroffen sind. Sie fordert eine Vermögenssteuer, ein bedingungsloses Grundeinkommen und…“

Autorin

Cansin Köktürk studierte nach dem Abitur Soziale Arbeit, weil sie soziale Ungleichheiten und gesellschaftliche Probleme seit ihrem 16. Lebensjahr bewusst beschäftigt haben. Sie wollte wissen, wieso Menschen in Armut leben müssen und wieso Menschen aus ihrer Heimat fliehen und vor allem wieso Menschen erst und überhaupt durch die Soziale Arbeit aufgefangen werden müssen.

Quadriga Verlag, ISBN: 978-3-7517-4292-4, E-Buch, 17 Euro