Ein Stimmungsbild aus der gesellschaftlichen Mitte

11.04.2024/EG
Quelle: Bertelsmann Stiftung, Gütersloh

Silke Borgstedt, Geschäftsführerin in der Sinus Gruppe, und Robert Vehrkamp, Politologe an der Leuphana Universität, Lüneburg, näherten sich den politischen Bedürfnissen der Mittelschicht

„Den Milieus der Mitte ist wichtig, dass Schulden dort „gebremst“ werden, wo Ausgaben als unnötig oder unfair empfunden werden. Investitionen in die Zukunftsfähigkeit gelten nicht als Schulden. Vielmehr bilden Investitionen in funktionierende Infrastrukturen aus ihrer Sicht überhaupt erst die Basis, Wachstum zu erwirtschaften. Es kann nur mehr gearbeitet werden, wenn Kitas, Schulen und Pflegesysteme funktionieren. Effizientere und nachhaltigere Mobilität kann nur gelingen, wenn Infrastrukturen entsprechend ausgebaut sind. Zentraler Wunsch der Milieus der Mitte ist daher weniger eine Konzentration auf große polarisierende Debatten, sondern auf Programme für einen gelingenden Alltag (Infrastrukturen, Bildung, Bürokratieentlastung/Digitalisierung etc.).“ (Auszug von Seite 3)

Die Studie lesen Sie hier.

Wen Ökonomen des ifo-Institutes der Mittelschicht zugehörig sehen, lesen Sie hier.

Regionalpolitik beeinflusst Wahlverhalten

10.04.2024/EG
Quelle: Institut für Weltwirtschaft (IfW), Kiel

Ökonomen Robert Gold, IfW Kiel, und Jakob Lehr, Universität Mannheim, untersuchten den Einfluss von EU-Fördermittel auf Wahlen

„Unsere Untersuchung zeigt, dass regionalpolitische Maßnahmen den Aufstieg populistischer Parteien bremsen können. Insbesondere öffentliche Investitionen in die regionale Entwicklung, die durch das EU-Programm für Regionalpolitik finanziert werden, verringern die Unterstützung für Parteien vom rechten Rand des politischen Spektrums. Tatsächlich sinkt die Unterstützung für populistische Parteien in europäischen Regionen, die Mittel aus dem Entwicklungsziel (Ziel-1) der EU-Strukturfonds erhalten, um etwa 20 Prozent. Dieses Ergebnis wird durch verschiedene empirische Modelle gestützt …“

Die Studie lesen Sie hier.

Buchtipp: „Wirtschaft als Kommunikation – Kommunikation als Wirtschaft“

05.04.2024/EG

Jan Lies: Wirtschaft als Kommunikation – Kommunikation als Wirtschaft
Call-out-Ökonomie, Makromarketing und Kommunikationsökonomie aus Sicht der Systemtheorie

Sachbuch (Medien, Wirtschaft)

„Eine wahre Geschichte aus dem Frühjahr 2022: Eine junge Frau war krankhaft übergewichtig. Sie ließ sich von ihrer Krankenkasse eine Magenverkleinerung bezahlen. Die Operation verlief erfolgreich. Sie verlor fast ein Drittel ihres Gewichts. Jetzt entstellen Hautlappen vor allem ihre Bauchpartie. Ihrer Meinung nach sollte auch die Krankenkasse dafür aufkommen, was sie aber ablehnte. Schönheitsoperationen werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Die junge Frau wandte sich an die Medien. Ein führendes TV-Nachrichtenmagazin berichtete empört über die Haltung der Krankenkasse. Fotos der jungen Frau zeigten ihren Körper. Nach einem Shitstorm in den sozialen Medien, der sich auf die Seite der armen jungen Frau stellte, knickte die Krankenkasse ein und zahlte.

Dies ist ein Beispiel dafür, wie aus ein Call-out die narrative Ökonomie ankurbelt. Es steht exemplarisch für den kommunikativen Wandel in der Wirtschaft. Wenn Ökonomie im Wesentlichen die Organisation der Wertschöpfung durch Management in Unternehmen oder durch Unternehmen in Märkten bedeutet, dann wird der kommunikative Wandel durch die Verschiebung ihrer Logik von der Analytik zur Kommunikation vorangetrieben…“

Autor

Prof. Dr. Jan Lies (1970) ist promovierter und habilitierter Wirtschaftswissenschaftler. Seit 2013 ist er Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmenskommunikation und Marketing an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management in Dortmund und Gütersloh. Zu seinen Forschungsgebieten gehören das evolutions- und verhaltenswissenschaftliche Kommunikationsmanagement sowie Marketing, das er auch in der Praxis anwendet.

Metropolis Verlag, ISBN 978-3-7316-1557-6, Buch

ÖRR präsentiert viel ohne Vielfältigkeit?

03.04.2024/EG
Quelle: „meinungsvielfalt.jetzt“, Ole Skambraks, Altdorf, Schweiz

Mitarbeiter:innen von ARD, ZDF, Deutschlandradio und weiteren Personen fordern breiteres Meinungsspktrum des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

„Wir, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ARD, ZDF und Deutschlandradio, sowie alle weiteren Unterzeichnenden, schätzen einen starken unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland als wesentliche Säule unserer Demokratie, der gesellschaftlichen Kommunikation und Kultur. Wir sind von seinen im Medienstaatsvertrag festgelegten Grundsätzen und dem Programmauftrag überzeugt. Beides aber sehen wir in Gefahr. Das Vertrauen der Menschen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nimmt immer stärker ab. Zweifel an der Ausgewogenheit des Programms wachsen. Die zunehmende Diskrepanz zwischen Programmauftrag und Umsetzung nehmen wir seit vielen Jahren wahr. Wir haben …“

Das Manifest lesen Sie hier.

Ergänzung am 04.04.2024:

Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz untersuchten die Berichterstattung deutscher Nachrichtenmedien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, Befund Auszug:

„Die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Formate entsprach in dieser Hinsicht aber nahezu exakt der durchschnittlichen Berichterstattung der 34 Vergleichsmedien. Dies ist auch nicht erstaunlich, weil öffentlich-rechtliche wie private Medien letztlich derselben journalistischen Logik folgen. Die tagesaktuelle Berichterstattung von Nachrichtenmedien ist ereignisgetrieben, und die Ereignislage führt mehr oder weniger automatisch dazu, dass bestimmte Themen und Akteure stärker in den Fokus geraten als andere. Nachrichtenjournalisten haben ein weitgehend identisches, durch ihre Ausbildung geprägtes Verständnis davon, welche Ereignisse und Akteure so wichtig sind, dass über sie berichtet werden muss. Dementsprechend gleicht sich die Berichterstattung verschiedener Nachrichtenmedien in Bezug auf Themen und Akteure zwangsläufig, und die geringen Unterschiede lassen sich im Wesentlichen darauf zurückführen, dass in bestimmten Formaten (Print- und Online-Medien) mehr Raum zur Verfügung steht als in anderen (Fernseh- und Radionachrichten). Allerdings kann man in der Berichterstattung über ein und dasselbe Thema durchaus auch mehr oder weniger stark unterschiedliche Akteure selbst zu Wort kommen lassen. Die öffentlich-rechtlichen Formate lassen dabei zumindest einfache Bürger und die aktuellen Oppositionsparteien im Verhältnis häufiger zu Wort kommen als die Vergleichsmedien und berichten in dieser Hinsicht folglich etwas vielfältiger.“

Die Studie „Fehlt da was? Perspektivenvielfalt in den öffentlich-rechtlichen Nachrichtenformaten“ lesen Sie hier.

Buchtipp: „Versteckte Köder“

29.03.2024/EG

Heike Melzer: Versteckte Köder
Die Macht der Belohnungsreize und wie wir uns davon befreien

Sachbuch (Medien, Psychologie)

„Likes, Shopping, Candy Crush – wo verstecken sich Belohnungsreize in unserem Alltag und wie abhängig sind wir? Belohnungsreize sind allgegenwärtig. Soziale Netzwerke, Onlineshopping, Sexualität, Ernährung, Gaming: Geködert werden wir überall. Ungesteuerter Dauerkonsum und emotionale Enthemmung nehmen zu. Belohnungsaufschub, Fokussierungsfähigkeit, Frustrationstoleranz und Impulskontrolle werden zum Problem…“

Autorin

Heike Melzer ist Neurologin, ärztliche Psychotherapeutin und Business-Coach.

Hanser Verlag, ISBN 978-3-446-28031-1, E-Buch