29.01.2021/EG
Quelle: Statistische Bundesamt, Wiesbaden
2019 waren in Deutschland 3,1 Millionen Erwerbstätige armutsgefährdet¹ / Atypische² Beschäftigungen erhöhen Armutsrisiko / Ältere Menschen und Alleinerziehende besonders stark betroffen
„Erwerbstätige in sogenannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen waren in Deutschland überdurchschnittlich häufig von Armut bedroht. Dazu zählen etwa Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in befristeten Arbeitsverträgen – hier betrug der Anteil der von Armut Bedrohten 15,8 %. Bei Teilzeitbeschäftigten lag er mit 12,8 % ebenfalls deutlich über dem Gesamtdurchschnitt. (…).
15,4 % der Menschen ab 65 Jahren fielen trotz Erwerbsarbeit, mit der sie etwa ihre Rente aufbessern, unter die Armutsgefährdungsgrenze. Auch junge Erwerbstätige im Alter von 18 bis 24 Jahren, die häufig gerade erst dabei sind, beruflich Fuß zu fassen, waren mit 10,1 % überdurchschnittlich häufig betroffen. Darüber hinaus waren alleinlebende Erwerbstätige mit einem Anteil von 13,5 % vermehrt armutsgefährdet. Besonders hart traf es Alleinerziehende: Mehr als jede oder jeder fünfte erwerbstätige Alleinerziehende (22,3 %) war 2019 armutsgefährdet.“
Die Mitteilung lesen Sie hier ↗destatis.de
¹Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist armutsgefährdet, „wer in einem Haushalt mit einem Nettoäquivalenzeinkommen von weniger als 60 % des mittleren Nettoäquivalenzeinkommens lebt. 2019 lag diese Armutsgefährdungsgrenze in Deutschland für eine alleinlebende Person bei 1 176 Euro im Monat, für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2 469 Euro im Monat.
Die Anzahl der Erwerbstätigen in atypischer Beschäftigung beruht auf Ergebnissen aus dem Mikrozensus. Die Ergebnisse beziehen sich auf Kernerwerbstätige, also Erwerbstätige im Alter von 15 bis 64 Jahren, die sich nicht in Bildung, Ausbildung oder einem Freiwilligendienst befinden.“
²Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind atypische Beschäftigungsformen befristete Arbeitsverträge, geringfügige Beschäftigung (Mini-Job), Teilzeitarbeit sowie Leiharbeit/Zeitarbeit.
In der Fachliteratur zählen Midi-Jobs sowie Soloselbständige ebenfalls zu den atypischen Beschäftigungsformen ↗wirtschaftslexikon.gabler.de.
Zum Thema
Johannes Steffen, Dr. rer. pol., Portal Sozialpolitik, zur Messung von Einkommensarmut ↗portal-sozialpolitik.de.
Aus dem Paritätischen Armutsbericht 2020 (Seite 4):
„Die mit Abstand stärkste Zunahme des Armutsrisikos zeigt im längerfristigen Vergleich die Gruppe der Rentner*innen und Pensionär*innen. Unter ihnen wuchs die Armutsquote seit 2006 um 66 Prozent. Aus einer eher geringen wurde mit 17,1 Prozent eine deutlich überdurchschnittliche Armutsquote.“ ↗der-paritaetische.de
Rede von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) vor dem World Economic Forum am 28.01.2005 in Davos (Auszug):
„Wir müssen und wir haben unseren Arbeitsmarkt liberalisiert. Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt.“ ↗bundesregierung.de