Wirtschaftspolitik auf Kosten anderer

24.07.2019/EG
Quelle: Ökonomen-Blog VOX, London

Agnès Bénassy-Quéré, Olivier Blanchard, Laurence Boone, Gilbert Cette, Chiara Criscuolo, Anne Epaulard, Sébastien Jean, Margaret Kyle, Philippe Martin, Xavier Ragot, Alexandra Roulet und David Thesmar (alle Wirtschaftswissenschaftler) untersuchten die ökonomische Ungleichheit im Euroraum

„Bestehende Studien deuten darauf hin, dass ein Gefälle der Inflationsraten zwischen Deutschland und dem Rest des Euroraums von 2 Prozentpunkten erforderlich wäre, um die Leistungsbilanz über einen Zeitraum von zehn Jahren auszugleichen (Gaulier et al. 2018). Dies ist beträchtlich und erfordert eine höhere Inflation in den Überschussländern, was in der Praxis einer realen Aufwertung dieser Volkswirtschaften gleichkommt. Das bedeutet auch, dass das Inflationsziel nicht für alle Länder gelten kann und sollte, sondern nur für den Durchschnitt. Dass Preise und Löhne in Überschussländern einer Währungsunion schneller steigen sollten, stellt den normalen Anpassungsmechanismus in der Marktwirtschaft dar, der durch die Wirtschaftspolitik unterstützt werden sollte. Dies könnte durch eine expansivere Finanzpolitik für Länder mit Überschüssen und Spielraum in einem anhaltend niedrigen Zinsumfeld und/oder durch Erhöhungen der Mindestlöhne erreicht werden. Dies würde zu einem ausgewogenen Verhältnis von Ersparnissen und Investitionen sowie zu den relativen Preisen im Euroraum beitragen. Deutschland und die Niederlande sind, auch aus ihrer eigenen Wohlfahrtsperspektive, zu sehr von der Auslandsnachfrage und nicht von der Inlandsnachfrage abhängig.“ voxeu.org

Zum Thema

Im Zeitraum Januar bis Mai 2019 beliefen sich die Warenausfuhren des Euroraums in die restliche Welt auf 973,5 Mrd. Euro. Der Anteil Deutschlands betrug 349,3 Mrd. Euro bzw. 35,9 Prozent aller Ausfuhren der 19 Euroländer. ec.europa.eu

Der Welthandel ist ein Nullsummenspiel, bei dem die Überschüsse des einen die Defizite des anderen sind.makronom.de

Ungesunder Überschuss“↗boeckler.de

Das süße Gift der Exportüberschüssemakronom.de

IMK-Report zur Rolle der Nominallöhne für die Handels- und Leistungsbilanzüberschüsse boeckler.de

IWF/Deutschland: Wirtschaftserfolg konzentriert sich auf wenige
„In den meisten der letzten zwei Jahrzehnte, als die Arbeitslosigkeit sank und die Exporte stiegen, blieb das Lohnwachstum hinterher und die Kaufkraft der Haushalte stagnierte, insbesondere bei den Niedriglohnbeziehern.
So nahm der Anteil des Volkseinkommens in Form von Gewinnen zu, die von Unternehmen einbehalten wurden, deren Eigentum sich stark auf die wohlhabendsten Haushalte konzentriert. Da diese Haushalte tendenziell einen größeren Teil ihres Einkommens sparen, stieg die private Ersparnis und der Leistungsbilanzüberschuss nahm zu.“ ↗imf.org