Regierungen vernachlässigen Daten zur Ungleichheit

08.01.2020/EG
Quelle: Project Syndicate, New York

Thomas Piketty, Lucas Chancel, Facundo Alvaredo, Emmanuel Saez, Gabriel Zucman und weitere Wissenschaftler rufen die Zivilgesellschaft, Medien, Regierungen und die akademische Gemeinschaft auf, sich den Bemühungen anzuschließen, die Verfügbarkeit von Daten zur Ungleichheit zu schaffen:

„Wir leben im dunklen Zeitalter der Ungleichheitsstatistik. Mehr als ein Jahrzehnt nach der „Großen Rezession“ sind die Regierungen immer noch nicht in der Lage, die Entwicklung von Einkommen und Vermögen genau zu verfolgen. Statistische Ämter erstellen Einkommenswachstumsstatistiken für die Gesamtbevölkerung (volkswirtschaftliche Gesamtrechnung), aber nicht für die „Mittelschicht“, die „Arbeiterklasse“ oder die reichsten 1% und 0,1%. In einer Zeit, in der Google, Facebook, Visa, Mastercard und andere multinationale Unternehmen intime Details über unser Privatleben kennen, erfassen die Regierungen immer noch nicht die grundlegendsten Statistiken über die Verteilung von Einkommen und Vermögen, geschweige denn veröffentlichen sie diese.
(…).
Viele fortgeschrittene Volkswirtschaften haben die Anzahl der jährlich durchgeführten Steuerprüfungen reduziert, was den Zugang zu dieser wichtigen Informationsquelle und deren Analyse erschwert. Ebenso sind mit dem Auslaufen der progressiven Steuern auf Kapitaleinkommen und der Aufhebung der Vermögens- und Erbschaftssteuern einige der grundlegendsten Datenquellen zur Vermögensungleichheit verschwunden.“ project-syndicate.org

Zum Thema

WID-Ungleichheits-Transparenzindex wid.world

UN-Bericht über die Ungleichheiten in der menschlichen Entwicklung im 21. Jahrhundert: Im Zeitraum 1980 bis 2017 lag in Deutschland das Einkommenswachstum der unteren 40 Prozent bei 21,2 Prozent, das der TOP-1-Prozent bei 97,9 Prozent. ↗hdr.undp.org (siehe Tabelle Seite 122)