Frankreich: Ähnlichkeiten mit Symptomen anderer Länder sind rein zufällig?

19.02.2019/EG
Quelle: Werner Vontobel, Wirtschaftswissenschaftler und Publizist, Adliswil (Schweiz)

„Im globalen Markt müssen die Unternehmen nicht einmal für das Existenzminimum aufkommen.“

„Wer dereinst das Ende der globalisierten Marktwirtschaft verstehen, will, muss in Frankreich ansetzten. (…). Beginnen wir mit der offensichtlichsten Schwäche, die selbst Ökonomen eigentlich auffallen müsste: Die globalisierte Marktwirtschaft verteilt ihre Beute so, dass das System nicht lange überleben kann. In Deutschland etwa kassieren die reichsten 10% der Haushalte, gemäß der World Inequality Database, 40,3% aller Einkommen vor Steuern ….
(…)
Mit einem Mindestlohn, …, schafft man keine Nachfrage.
(…)
Ein zweiter stotternder Jobmotor der globalisierten Wirtschaft ist die „Flexibilisierung“. Sie sorgt dafür, dass wir immer weniger Zeit zum Kochen, Einkaufen, Kinderhüten etc. haben. Da trifft es sich gut, dass die Regierung die tiefen Löhne (wie Macron) von den Soziallasten befreit und so einen Markt für Millionen von Pizzakurieren, Nannys, Schuhputzer, Taxidienste etc. schafft. In Deutschland sind auf diese Weise zwischen 1992 und 2013 rund 13 Milliarden unbezahlte in (mies) bezahlte Arbeit umgewandelt worden. Das entspricht etwa einem Fünftel aller bezahlten Arbeit.“ werner-vontobel.ch

Zum Thema

Chantal Delsol, Historikerin und Philosophin an der Universität Marne-La-Vallée:
„Die revolutionsähnlichen Samstage, die wir seit zwei Monaten erleben, sind Ausdruck der Wut einer Bevölkerung, die realisiert, dass enorme Steuern erhoben werden, um diese Sonderregelungen für eine kleine Schicht Privilegierter zu finanzieren.“ ↗zeit-fragen.ch

Deutschland:
Geldvermögen der privaten Haushalte übersteigen im dritten Quartal 2018 erstmals 6 Billionen Euro bzw. 72.000 Euro je Einwohner* bundesbank.de
*Bevölkerungsstand am 30.09.2018: 82,98 Mio. Einwohner