Pflege-Notstand: Ein Ergebnis regierungspolitischer Fehlleistungen

26.03.2018/EG

Immer mehr hilfsbedürftige alte Menschen werden von immer weniger und zunehmend überforderten Pflegern ‘versorgt‘ / Ökonomisierungseffekte verschärfen Pflege-Notstand

Immer mehr Menschen in Deutschland werden älter und pflegebedürftig. Für (Kapital-)Investoren ein organisch wachsender und somit renditeversprechender Markt. Für Bundesregierungen eine haushaltspolitische Kostenmasse mit einer dynamischen Komponente.

Stefan Sell, Sozialwissenschaftler, im Interview bei ‘3sat‘: „Wenn man es zulässt, mit alten Menschen auch Gewinne zu erwirtschaften – so wie mit einer Autofabrik – dann muss man sich auch nicht wundern, über die Ökonomisierungseffekte, die in der Autofabrik vielleicht ganz gut gehen (Produktivitätssteigerung, Rationalisierung), die aber im Altenheim dazu führen, dass wir das bekommen, was wir dann als Pflegemissstände in der Versorgung beklagen müssen.“ ↗3sat.de

Video (29 Minuten) von ‘3sat makro‘ zum “Pflegedilemma“ ↗3sat.de.

Zum Betrieb einer Pflegeeinrichtung werden rund 74 Prozent der (Betriebs-)Kosten für die Mitarbeiter aufgewendet, davon 57 Prozent alleine für die Pflege- und Betreuungskräfte. bwkg.de

Bundesregierungen haben Digitalisierung verschlafen

21.03.2018/EG aus dem Deutschen Bundestag, Berlin

Wirtschaftswissenschaftler fordern von der Bundesregierung einen Plan zur Digitalisierung

Führende Ökonomen fordern die Bundesregierung auf, mehr Anstrengungen in einen durchgreifenden digitalen Wandel von Gesellschaft und Wirtschaft zu unternehmen. Christoph M. Schmidt, Vorsitzender des Sachverständigenrates, verwies heute im Wirtschaftsausschuss des Bundestages auf die regulatorischen Hemmnisse sowie auf die Herausforderung, die Nutzungsmöglichkeiten des Internets in der Gesellschaft zu verankern. Peter Bofinger, dienstältestes Mitglied im Sachverständigenrat, sieht Deutschland in diesem Punkt als Entwicklungsland. bundestag.de

Zum Thema

„Immer, wenn wir unsere Smartphones, Laptops, Tablets benutzen, wird alles, was wir produzieren, zu einer Ressource für das Kapital, also die Daten, die für Google so wertvoll sind, die sie speichern und für Werbung weiterverkaufen, die sie auswerten um Muster zu finden, mit denen sie dann neue Geschäftsmodelle kreieren, die sie dann als Plattformen und Wissen an andere Unternehmen verkaufen können. Egal, wie wir elektronisch kommunizieren, jemand anderes besitzt das, was daraus entsteht.“ rosalux.de

Oliver Nachtwey: Die Abstiegsgesellschaft

16.03.2018/EG

Oliver Nachtwey: Die Abstiegsgesellschaft

Sachbuch (Arbeitswelt, Gesellschaft, Politik, Ungleichheit)

Die Möglichkeit des sozialen Aufstiegs war eines der zentralen Versprechen der »alten« BRD – und tatsächlich wurde es meistens eingelöst: Aus dem Käfer wurde ein Audi, aus Facharbeiterkindern Akademiker. Mittlerweile ist der gesellschaftliche Fahrstuhl stecken geblieben: Uniabschlüsse bedeuten nicht mehr automatisch Status und Sicherheit, Arbeitnehmer bekommen immer weniger ab vom großen Kuchen. Oliver Nachtwey analysiert die Ursachen dieses Bruchs und befasst sich mit dem Konfliktpotenzial, das dadurch entsteht: Selbst wenn Deutschland bislang relativ glimpflich durch die Krise gekommen sein mag, könnten auch hierzulande bald soziale Auseinandersetzungen auf uns zukommen, die heute bereits die Gesellschaften Südeuropas erschüttern.

Von wegen Chancengleichheit

09.03.2018/EG aus dem Institut für Weltwirtschaft (IfW), Kiel

Wirtschaftswissenschaftler untersuchten Übertragung von Ungleichheit über mehrere Generationen: Sozialer Aufstieg ist in Deutschland schwieriger als bislang vermutet

„In Deutschland hängt der soziale Status einer Person maßgeblich vom sozialen Status der Vorfahren ab. Etwa lassen Bildungsgrad oder Berufsstand der Ur-Großeltern noch auf den ihrer Nachfahren heute in der vierten Generation schließen. Soziale Ungleichheit baut sich also sehr viel langsamer ab als bislang geglaubt. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie unter Beteiligung des IfW.“ ↗ifw-kiel.de

Buchtipp: Würde

09.03.2017/EG

Gerald Hüther: Würde
Was uns stark macht – als Einzelne und als Gesellschaft

Sachbuch (Gesellschaft/Leben)

Würde ist ein großer Begriff. Gleich in Artikel 1 des Grundgesetzes heißt es: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Doch was genau ist Würde? Was bedeutet es, wenn uns unsere Würde genommen wird, weil wir etwa in der digitalen Welt nur noch als Datensatz zählen oder im Netz geschmäht werden? Wenn wir uns selbst würdelos verhalten oder andere entwürdigen? Der Hirnforscher Gerald Hüther zeigt in seinem neuen Buch, dass Würde nicht allein ein ethisch-philosophisch begründetes Menschenrecht ist, sondern ein neurobiologisch fundierter innerer Kompass, der uns in die Lage versetzt, uns in der Vielfalt der äußeren Anforderungen und Zwänge in der hochkomplexen Welt nicht zu verlieren. Umso wichtiger ist es, dass wir lernen, die Wahrnehmung der eigenen Würde zu stärken. Denn: Wer sich seiner Würde bewusst ist, ist nicht verführbar.