Buchtipp: Die Tyrannei des Wachstums

04.05.2018/EG

Jason Hickel: Die Tyrannei des Wachstums
Wie globale Ungleichheit die Welt spaltet und was dagegen zu tun ist

Sachbuch (Einkommen, Gesellschaft, Ungleichheit, Politik)

Seit Dekaden hören wir, Entwicklung hilft: Die südlichen Länder der Welt schließen zum reichen Norden auf, die Armut hat sich in den vergangenen 30 Jahren halbiert, bis zum Jahr 2030 ist sie verschwunden. Das ist eine tröstliche Geschichte, die von Politik und Wirtschaft gerne bestätigt wird. Aber sie ist nicht wahr. In Wirklichkeit hat sich die Einkommenslücke zwischen Nord und Süd seit 1960 verdreifacht, 60 Prozent der Weltbevölkerung verdienen weniger als 4,20 Euro am Tag. Armut ist kein Naturphänomen, sie wird gemacht. Der Autor entlarvt die Wachstumsideologie und zeigt auf, dass Armut ein politisches Problem ist, für das radikale politische Lösungen erforderlich sind. Voraussetzung ist eine Revolution im Denken.

Tag der ‘Arbeit‘

01.05.2018/EG

Am gesetzlichen (Mai-)Feiertag erinnern Gewerkschaften – traditionell – an Arbeitsbedingungen / Wir ergänzen die Bemühungen mit Beispielen zum Wert der Arbeit:

„Im Jahr 2015 arbeiteten 22,6 % der abhängig Beschäftigten in Deutschland für einen Stundenlohn unterhalb der Niedriglohnschwelle von 10,22 € pro Stunde. Das entspricht knapp 7,7 Mio. Menschen. In Ostdeutschland lag der Anteil der Beschäftigten mit Niedriglöhnen im Jahr 2015 sogar bei über 36 %, während der Niedriglohnanteil in Westdeutschland bei 19,7 % lag. Die Einführung und Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns in Deutschland entfaltet nur einen begrenzten Einfluss auf den Umfang des Niedriglohnsektors.“ ↗sozialpolitik-aktuell.de

„Immer mehr Menschen haben einen Nebenjob. Über drei Millionen Menschen in Deutschland gehen mehr als einer Erwerbstätigkeit nach. Ihre Anzahl und ihr Anteil an allen Beschäftigten haben sich seit 2003 mehr als verdoppelt.“ iab.de

Die monatliche Entschädigung der Bundestagsabgeordneten steigt ab 01. Juli 2018 um 2,5 Prozent auf 9.780,28 Euro. Die fiktiven Bemessungsbeträge für die Altersentschädigung steigen ebenfalls um 2,5 Prozent auf 8.362,03 Euro beziehungsweise 9.357,06 Euro. bundestag.de
Um ihr Mandat ausüben zu können, erhalten die Abgeordneten eine steuerfreie Aufwandspauschale (Amtsausstattung mit Sach- und Geldleistungen für Büros, Mitarbeiter, Reisekosten) in Höhe von monatlich 4.339,97 Euro. Neben der Aufwandspauschale haben die Abgeordneten Anspruch auf ein eingerichtetes – inklusive Kommunikationsgeräte und Mobiliar – Büro am Sitz des Bundestages. Die Größe des Büros beträgt 54 Quadratmeter. Die Mobilität der Abgeordneten wird Freifahrtkarten der Bahn, Erstattung von Inlandsflügen sowie die Mitbenutzung von Dienstfahrzeuge im Stadtgebiet von Berlin ‘gesichert‘.
Auch Abgeordnete haben zusätzliches Einkommen durch Nebentätigkeiten. Diese veröffentlichungspflichtigen Angaben (auch das Abstimmungsverhalten) der Abgeordneten lesen Sie in den Biografien bundestag.de.

Jeff Bezos, Gründer und Vorstandsvorsitzender von Amazon mit einem geschätzten Vermögen von über 100 Mrd. US-Dollar, verweigert seinen deutschen Mitarbeitern eine tarifliche Entlohnung ↗verdi.de.

DAX30-Chefs (Vorsitzende) verdienten im Jahr 2017 durchschnittlich 6,2 Millionen Euro (+ 7,7 %), Vorstandsmitglieder 2,7 Mio. Euro (+ 4,9 %) ↗kienbaum.com.

Einblicke in den Entstehungsprozess der Hartz-IV-Gesetze ↗zdf.de.

Führungskräfte über wachsende Kluft zwischen Arm und Reich besorgt

29.04.2018/EG aus der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, Stuttgart

EY-Studie: 39 Prozent der befragten Führungskräfte halten soziale Abkopplung und schwindende Teilhabemöglichkeiten einzelner Gruppen als drängendes Problem für den Zusammenhalt der Gesellschaft

73 Prozent der Führungskräfte meinen, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnen wird, weil der Produktivitätsfortschritt durch die neuen Technologien nicht alle Bürger gleichermaßen erreicht.

35 Prozent sehen im ‘Bedingungslosen Grundeinkommen‘ eine Möglichkeit, den sozialen Zusammenhalt und die Zukunft der Gesellschaft zu sichern.

Die Studie lesen Sie hier ↗ey.com.

Ungleichheit: Für 92 % sind Einkommensunterschiede zu groß

24.04.2018/EG aus der Europäischen Kommission, Brüssel

EU-Umfrage: In Deutschland glaubt nur jeder Zweite, dass sich die Chancengleichheit in den letzten 30 Jahren verbessert hat / 84 % für Regierungsmaßnahmen um Einkommensunterschiede zu reduzieren

Nach der gestern veröffentlichten Eurobarometer-Umfrage* zur Bildung, Einkommen sozialen Status sowie Intergenerationenmobilität, sind 92 Prozent der Befragten in Deutschland der Ansicht, dass die Einkommensunterschiede in Deutschland zu groß sind. 41 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass Menschen in Deutschland – im Großen und Ganzen – „das erhalten, was sie verdienen“. Eine weitere Erkenntnis der Umfrage: „Tendenziell haben besser ausgebildete, jüngere und wohlhabendere Menschen eher den Eindruck, dass Gerechtigkeit herrscht.“ ↗ec.europa.eu

*Der Eurobarometer Spezial 471 „Gerechtigkeit, Ungleichheit und Intergenerationenmobilität“ wurde in Form persönlicher Befragungen vom 02. bis 11. Dezember 2017 durchgeführt. Insgesamt wurden 28.031 Personen in den 28 Mitgliedstaaten der EU befragt. In Deutschland wurden 1.592 Interviews durchgeführt.

Buchtipp: Einkommen für alle

20.04.2018/EG

Götz W. Werner: Einkommen für alle
Bedingungsloses Grundeinkommen – die Zeit ist reif

Sachbuch (Arbeitswelt, Einkommen, Gesellschaft)

Götz W. Werner, der Gründer von dm, ist der bekannteste Vertreter des bedingungslosen Grundeinkommens in Deutschland. Sein 2007 erschienenes Buch »Einkommen für alle« ist ein Klassiker der Literatur zum Thema. In den letzten zehn Jahren hat die Idee viele weitere Anhänger gefunden, Politiker aus allen Parteien und viele engagierte Bürger setzen sich dafür ein.

In dieser überarbeiteten, aktualisierten und erweiterten Neuausgabe begründet Werner, warum die Zeit für die Einführung des Grundeinkommens reif ist – und zudem den künftigen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt nicht anders begegnet werden kann. Dem Rationalisierungs-Tsunami »Industrie 4.0« wird vermutlich jede dritte Stelle zum Opfer fallen. Auch viele geistige Arbeiten werden Computer künftig schneller und präziser erledigen als wir. Aber das Tempo dieses Wandels lässt die Lebensrisiken und Sorgen vieler Menschen leider schneller wachsen als ihren persönlichen Wohlstand. Denn wer nicht weiß, ob er künftig noch gebraucht wird, der wird nicht motiviert, sondern gelähmt.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen schüfe vor allem Freiheit. Wer weiß, dass eine bescheidene, aber menschenwürdige Existenz jederzeit gesichert ist, der kann sich frei entscheiden, wie er seine Fähigkeiten und Neigungen in die Gesellschaft einbringen will. Denn unsere hochgradig arbeitsteilige Gesellschaft hängt komplett von der Bereitschaft aller ab, für andere etwas zu leisten.