Buchtipp: Hitlers amerikanisches Vorbild

12.01.2018/EG

James Q. Whitman: Hitlers amerikanisches Vorbild
Wie die USA die Rassengesetze der Nationalsozialisten inspirierten

Sachbuch (Nationalsozialismus, Rassismus)

Als in Deutschland die Nationalsozialisten triumphieren, ist in den USA die hohe Zeit der „Jim-Crow-Gesetze“, mit denen die Diskriminierung der Schwarzen geltendes Recht wird. Eine zufällige Parallele? Was kaum zu glauben klingt, das dokumentiert der Rechtshistoriker James Q. Whitman unwiderleglich: Der Rassismus in den USA lieferte den Nazis Anschauungsmaterial für die Diskriminierung der Juden. Der Empfang durch die New Yorker Anwaltskammer sei „warm“ und „besonders befriedigend“ gewesen, befand Ludwig Fischer. Der Jurist, der 1947 hingerichtet wurde, war Leiter einer Delegation, die sich auf eine „Studienreise“ in die USA begeben hatte. Die Reise im September 1935 war als Belohnung für ein Jahr „harter Arbeit“ gedacht, das die Ausarbeitung der „Nürnberger Rassengesetze“ und die Überwindung „überholter“ Rechtsstandpunkte allen Beteiligten abverlangt hatte. Nun aber war man in dem Land, von dem man so viel gelernt hatte und von dem man noch mehr lernen wollte: Wie man Rassengesetze nicht nur macht, sondern auch wirksam umsetzt.

Globalisierung: Privilegien von Privilegierten für Privilegierte

09.01.2018/EG aus dem Medium MAKRONOM, Berlin

Dani Rodrik, Wirtschaftswissenschaftler, über die Nachteile der Hyper-Globalisierung und die Vorteile des fairen Handels

„Die Hauptprofiteure der nach 1990 geschaffenen Regeln der Globalisierung waren die Unternehmen und professionellen Eliten. Kein Zweifel, die Hyper-Globalisierer glaubten an ihre Sache. Aber sie übertrieben es bis hin zur vollständigen Verzerrung, und waren blind für den unausweichlichen Aufschrei ihrer Mitbürger – Bürger, die ihre Beschwerden neuerdings nicht mehr so schnell runterschlucken.“ ↗makronom.de

Zum Thema

Die Initiative „Konzernmacht beschänken“ will den gefährlichen Trend zu immer mehr Marktkonzentration stoppen. Google beherrscht in Deutschland 90 Prozent des Suchmaschinenmarkts und Facebook 75 Prozent der mobilen Kommunikationsdienste. Amazon kontrolliert nicht nur 65 Prozent des Online-Buchhandels, der Konzern breitet sich krakenartig in andere Geschäftsfelder wie den Lebensmittelhandel aus. Wenn die EU-Kommission Anfang März 2018 die Fusion von Bayer und Monsanto genehmigt, kontrollieren drei Agrarkonzerne mehr als 60 Prozent des globalen Marktes für kommerzielles Saatgut und Pestizide. Im deutschen Lebensmitteleinzelhandel teilen sich Edeka, Rewe, Schwarz (Lidl und Kaufland) und Aldi bereits 85 Prozent des Absatzmarktes. Wettbewerbsbehörden und die Politik haben dabei versagt, die Entstehung von konzentrierten Märkten und Konzerngiganten zu verhindern. oxfam.de

Demokratie: Offene Gesellschaft fördert Kreativität

06.01.2018/EG aus dem wirtschaftspolitischen Blog VOXEU.ORG, London

Michel Serafinelli und Guido Tabellini, Wirtschaftswissenschaftler, über den Zusammenhang von Demokratie und Innovationskraft

„Warum fördert die Kommunalisierung die lokale Kreativität? A priori sind mehrere Antworten möglich. Erstens hat der Schutz der persönlichen und wirtschaftlichen Freiheiten die lokale Kultur verändert und sie für Innovationen und neue Ideen empfänglicher gemacht. Zweitens haben die neuen Institutionen auch die Anreize verändert, durch ein leistungsorientiertes und integratives soziales Umfeld, aber auch durch die Förderung von Kunstwerken und Innovationen, die das Ansehen der Stadt verbessern würden. Drittens zogen freie Städte talentierte und kreative Individuen an, die der Zensur und Verfolgung andernorts entkamen, und das schuf Vorbilder und erleichterte das soziale Lernen, indem es neue Generationen von Innovatoren hervorbrachte. Diese Kanäle schließen sich nicht gegenseitig aus, und es ist wahrscheinlich, dass sie alle relevant sind, obwohl wir in unserer Forschung nicht zwischen ihnen unterscheiden können. Wie auch immer der Mechanismus aussehen mag, die historischen Beweise sprechen für die Idee, dass offene und demokratische Institutionen Innovation und Kreativität hervorbringen.“ voxeu.org

Video-Tipp: „Bimbes – Die schwarzen Kassen des Helmut Kohl“

02.01.2018/EG aus dem ARD/Südwestrundfunk, Stuttgart

Dokumentation (75 Min.) über Parteien und Regierungen im Griff von Oligarchen – in Deutschland

Die ARD-Dokumentation ermöglicht Einblicke in die kriminellen Machenschaften der Christlich Demokratischen Union (CDU) unter Altbundeskanzler Helmut Kohl. In der Öffentlichkeit wurden die Machenschaften harmlos ‘Spendenaffäre‘ genannt. youtube.de

Buchtipp: Die Gegen-Demokratie

22.12.2017/EG

Pierre Rosanvallon: Die Gegen-Demokratie
Politik im Zeitalter des Misstrauens

Sachbuch (Demokratie, Gesellschaft, Parlament)

Die Demokratie ist immer schon als Versprechen und Problem zugleich in Erscheinung getreten. Rosanvallon beschreibt die Dynamik gesellschaftlicher Machtaneignung und Praktiken des Misstrauens in ihrer Widersprüchlichkeit.

Obgleich das demokratische Ideal uneingeschränkt bejaht wird, stehen die Systeme, die sich auf das Ideal berufen, immer heftiger in der Kritik. Doch diese Differenz ist nicht so neu, wie sie scheint: Historisch betrachtet ist die Demokratie immer schon als Versprechen und Problem zugleich in Erscheinung getreten. Denn der Grundsatz, Regierungen durch den Wählerwillen zu legitimieren, ging stets mit Misstrauensbekundungen der Bürger gegenüber den etablierten Mächten einher.