Buchtipp: Streitfall Antisemitismus

14.08.2020/EG

Wolfgang Benz (Hrsg.): Streitfall Antisemitismus
Anspruch auf Deutungsmacht und politische Interessen

Sachbuch (Antisemitismus, Israel)

Dass es in Deutschland mehr Grund zum Diskurs über Antisemitismus gibt als irgendwo sonst in der Welt, dass es einen Schlussstrich unter die Verbrechen der deutschen Vergangenheit nie geben kann, versteht sich als historische, politische und moralische Notwendigkeit. Immer öfter aber erheben Aktivisten und Interessierte aus Medien und Politik den Antisemitismus-Vorwurf und fordern lautstark Deutungshoheit ein. Meinungsstärke, Durchschlagskraft und die Verortung im richtigen Lager siegen über differenzierende Analyse und abwägendes Urteil – so geschehen in der Debatte um die BDS-Bewegung, den Kameruner Gelehrten Achille Mbembe oder das Jüdische Museum Berlin.
Der Eindruck entsteht, dass der „israelbezogene Antisemitismus“ Kern des Problems sei und die Hauptschuld am Antisemitismus von der radikalen Rechten auf die Kritiker israelischer Politik – oder auch auf „die Muslime“ – abgewälzt werden soll. Und nicht wenige ziehen es vor, von allem, was mit Juden zu tun hat, die Finger zu lassen, weil man sie sich verbrennen könnte. Am Ende steht die Beschädigung der Sache, um die es wirklich geht: die unbedingte Absage gegen jede Form von Judenfeindschaft. Im Dickicht dieser Debatte will das vorliegende Buch als Wegweiser dienen.

Autoren

Katajun Amirpur, Muriel Asseburg, Daniel Bax, Wolfgang Benz, Daniel Cil Brecher, Micha Brumlik, Gert Grell, Derviş Hızarcı, Thomas Knieper, Michael Kohlstruck, Alexandra Senfft, Shimon Stein, Juliane Wetzel, Peter Widmann und Moshe Zimmermann.

Metropol Verlag, EAN: 978-3-863-31532-0, E-Buch, 328 Seiten, 19 Euro.