Video-Tipp: „Die Erdzerstörer“

08.06.2020/EG
Quelle: Kultursender ARTE, Strasbourg

ARTE-Dokumentation blickt auf die vergangenen 200 Jahre des Industriekapitalismus zurück

„Die biologische Vielfalt ging rapide zurück, und Prognosen sprechen von 250 Millionen bis eine Milliarde Klimaflüchtlingen – hochgerechnet bis ins Jahr 2050. Bis 2100 werden auf knapp 40 Prozent der Erdoberfläche Bedingungen herrschen, mit denen kein lebender Organismus des blauen Planeten je konfrontiert wurde. […] „Die Erdzerstörer“ entstand in Zusammenarbeit mit den Wissenschaftshistorikern Christophe Bonneuil und Jean-Baptiste Fressoz. Die Autoren werfen einen kompromisslosen Blick auf die letzten 200 Jahre des Industriekapitalismus:“ ↗arte.tv

Zum Thema

PIK-Report “The Impact of Climate Change on Costs of Food and People Exposed to Hunger at Subnational Scale” von Anne Biewald, Hermann Lotze-Campen, Ilona Otto,Nils Brinckmann, Benjamin Bodirsky, Isabelle Weindl,Alexander Popp, Hans Joachim Schellnhuber (Oktober 2015):
„In der langfristigen Perspektive bis 2080 werden sich die Folgen des Klimawandels noch verschärfen: Während im Jahr 2030 56 Prozent der Weltbevölkerung in einer armen und zersplitterten Welt mit steigenden Nahrungsmittelkosten konfrontiert sein könnten, wird dieser Anteil im Jahr 2080 auf 73 Prozent steigen.“ ↗pik-potsdam.de

Buchtipp: Raubbau an der Seele

17.04.2020/EG

Wolfgang Schmidbauer: Raubbau an der Seele
Psychogramm einer überforderten Gesellschaft

Sachbuch (Arbeitswelt, Konsum, Leistungsgesellschaft, Psychologie)

„Der moderne Mensch betreibt doppelten Raubbau – an seinen psychischen wie physischen Ressourcen. Die Folge ist immer öfter eine lähmende Erschöpfung des Ich. Noch immer glauben wir, unser Glück durch Konsum und Leistung erzwingen zu können.
Doch was, wenn dies ein Trugschluss ist? Dann wird die vermeintliche Lösung zum Problem und raubt uns zusätzliche seelische Energie. Sind die Kräfte erschöpft, droht eine Depression. Wie können wir mit den Herausforderungen unserer Zeit besser umgehen? Wie Widerstandskräfte entwickeln gegen die Zumutungen einer beschleunigten Moderne – und wie ein zufriedenes Leben führen?
Der renommierte Psychologe Wolfgang Schmidbauer weiß Rat – jenseits von Medikamenten, Illusionierung und Verdrängung.“

Buchtipp: Die neuen Biedermenschen

27.03.2020/EG

Karl Kollmann: Die neuen Biedermenschen
Von der 68er-Rebellion zum linksliberalen Establishment

Sachbuch (Gesellschaft, Soziologie)

„Der Soziologe Karl Kollmann zeichnet nach, wie es dazu kommen konnte, dass aus dem Wunsch nach Befreiung in nur zwei Generationen wiederum ein gesellschaftliches Korsett geschnürt wurde, das enge Lebensmuster vorgibt. Diese folgen nun nicht mehr rechtskonservativen, sondern linksliberalen Verhaltensregeln, die allerdings ebenso peinlich eingehalten werden (müssen) wie einst jene der Elterngeneration.
Die kollektive Kampfkraft der 68er-Generation gegen Krieg und Militarisierung und für Gleichberechtigung ist weitgehend verpufft. An ihre Stelle ist eine Individualisierung getreten, die Gesellschaft oft als Dienstleistung für den Einzelnen/die Einzelne betrachtet. Als Treibmittel für diesen Übergang zum neuen Biedermenschen ortet der Autor Konsumismus und Kommerzialisierung so gut wie aller Lebensbereiche. Diese Kapitalkraft sei von den 68ern schlicht übersehen oder zumindest unterschätzt worden.
Dem neuen linksliberalen Establishment ist es gelungen, kulturelle Hegemonie und mediale Meinungsführerschaft zu erlangen. Gepaart mit entsprechendem Arbeitsethos lässt es sich in den oft engen städtischen Zirkeln als Mittelschicht gut leben.
Die soziale Frage spielt folgerichtig eine untergeordnete Rolle. Stattdessen wird das Hohelied auf Diversität und Multikulturalität gesungen, wobei man die eigenen Kinder doch lieber in den privaten Kindergarten und die bessere Schule fernab von den sozialen Brennpunkten der Ausländerviertel schickt, die so nicht genannt werden. Die verordnete sprachliche Korrektheit hilft dabei mit, die gesellschaftliche Realität zu verdecken.
Karl Kollmann demaskiert eine sich selbst als postmateriell darstellende neue Mittelschicht, die ihr 68er-Erbe dazu verwendet, sich wohlig in städtischen Gesellschaftsblasen einzurichten.“

Buchtipp: Die Produktion der Konsumgesellschaft

21.02.2020/EG

Ernst Mohr: Die Produktion der Konsumgesellschaft
Eine kulturökonomische Grundlegung der feinen Unterschiede

Sachbuch (Gesellschaft, Kommunikation, Konsum, Wirtschaft)

Mit einer grundlegend neuen Qualitätstheorie des Konsums zeigt Ernst Mohr: Distanz und Nähe werden im Sozialen konsumierend kommuniziert und durch Kommunikation produziert. Er positioniert Stile postmoderner Gruppen – wie bspw. Hip-Hop, Punk, Skinhead, Hipster, Pop – mit jenen des »Mainstreams« in einem stilistischen Gesamtsystem der Gesellschaft und analysiert deren Begegnungen. Dieser Ansatz wirft ein ganz neues Licht auf die kulturelle und soziale Evolution sowie die Geschäftsmodelle der Konsumgüterindustrie und bahnt damit der Soziologie, den Kulturwissenschaften sowie der Semiotik und Ökonomik einen gemeinsamen Zugang zu einem Interessengebiet, das bisher mit widersprüchlichen Paradigmen bearbeitet wurde.

Video-Tipp: „Die Erdzerstörer“

29.02.2019/EG
Quelle: Kultursender ARTE, Strasbourg/Kehl am Rhein

In Zusammenarbeit mit den Wissenschaftshistorikern Christophe Bonneuil und Jean-Baptiste Fressoz blicken die Autoren auf die letzten 200 Jahre des Industriekapitalismus

Die Sendung erzählt vom Abbau der fossilen Brennstoffe, der Erfindung des Automobils, der Kernkraft, dem Massenkonsum, vom Imperialismus, von Kriegen, vom Wachstum der Städte, von industrieller Landwirtschaft sowie von der Globalisierung.

Die Autoren zeigen auch, wer für all das verantwortlich ist. Denn die Schuld an der Umweltkrise trägt nicht die Menschheit an sich – historisch gesehen trifft sie nur eine kleine Minderheit, als erstes Nordamerikaner und Europäer. Die reichsten 20 Prozent der Erdenbürger sind die schlimmsten CO2-Sünder, und ein Fünftel der Weltbevölkerung pflegt heute die verschwenderische Lebensweise, die sich bereits ab dem frühen 19. Jahrhundert im Bürgertum von Industrieländern und Kolonialmächten entwickelte. ↗arte.tv