Erbe: Eine Debatte über Leistung

30.10.2017/EG aus dem Medium STANDARD, Wien

Martin Schürz, Wirtschaftswissenschaftler, im Standard-Interview über die Leistung, „aus der richtigen Gebärmutter zu schlüpfen“

STANDARD: „Die Idee der Erbschaftssteuer etwa gilt Gegnern sehr wohl als Ausfluss einer Neiddebatte.“

Schürz: „Diese Debatte dreht sich nicht um Neid, sondern um Leistung. Das zentrale Argument für eine Erbschaftssteuer lautet ja: Wenn Arbeit besteuert wird, ist es ungerecht, leistungsloses Erbe zu schonen.“ derstandard.at

Zum Thema

Steuermythos Nummer 16: „Die Erbschaftsteuer auf Betriebsvermögen gefährdet Arbeitsplätze“ ↗steuermythen.de

Vermögensteuer: Wie macht man es, ohne es zu tun?

Stefan Bach, Wirtschaftswissenschaftler, über die Besteuerung privilegierter Einkommen

Die allermeisten Ziele der Vermögensteuer lassen sich auch mit höheren Ertragsteuern und einer angemessenen Erbschaftsteuer erreichen. Moderate Erhöhungen der Spitzensteuersätze, der Unternehmen- und Kapitaleinkommensteuersätze sowie der Abbau von Steuervergünstigungen für Gewinn- und Vermietungseinkünfte könnten jährliche Mehreinnahmen in Größenordnungen von zehn bis 15 Milliarden Euro erzielen, ohne dem Wirtschaftsstandort Deutschland nennenswert zu schaden. Auch das Erbschaftsteueraufkommen ließe sich mehr als verdoppeln, wenn die überzogenen Vergünstigungen für hohe Unternehmensvermögen auf ein angemessenes Niveau zurückgeführt, sonstige Steuervergünstigungen beschnitten und die Mehrfachnutzung der persönlichen Freibeträge durch Schenkungen beschränkt würden.

Bedenkenswert sind hybride Modelle einer Integration von Elementen der Vermögensbesteuerung in die Ertragsbesteuerung. Superreiche halten ihre Vermögen gerne in „Family-Offices“, Stiftungen oder Holdinggesellschaften. Dort thesaurieren sie ihre Erträge, die oft nur schwer zu ermitteln sind und kaum von der progressiven Einkommensteuer erfasst werden. Hier kann … ↗oekonomenstimme.org

Erbschaften und Schenkungen auf Rekordniveau

23.08.2017/EG aus dem Statistischen Bundesamt (Destatis), Wiesbaden

Im Jahr 2016 stieg das geerbte und geschenkte Vermögen auf 108,8 Mrd. Euro – Steuerbegünstigungen nach § 13a ErbStG bei 58,2 Mrd. Euro

„Die von den Finanzverwaltungen veranlagten Vermögensübertragungen aufgrund von Erbschaften und Schenkungen sind im Jahr 2016 auf 108,8 Milliarden Euro gestiegen. (…) Durch Erbschaften und Vermächtnisse wurde im Jahr 2016 Vermögen von 43,6 Milliarden Euro übertragen, 15,6 % mehr als noch ein Jahr zuvor. (…) Das geschenkte Vermögen stieg zum Vorjahr um 1,4 % auf 65,2 Milliarden Euro. (…) Steuerbegünstigungen nach § 13a ErbStG wurden im Jahr 2016 bei den Erbschaften mit 5,2 Milliarden Euro (+ 9,6 %) und bei den Schenkungen mit 53,0 Milliarden Euro (+ 1,9 %) berücksichtigt.“ destatis.de

Erben: 400 Mrd. Euro pro Jahr

06.07.2017/EG aus dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin

In Deutschland werden zwischen 2012 und 2027 bis zu 400 Milliarden Euro pro Jahr verschenkt und vererbt werden, gut ein Viertel mehr als bisher angenommen

Bisherige Studien und Schätzungen zum Erbvolumen in Deutschland berücksichtigen weder Wertänderungen des Vermögens noch das regelmäßige Sparen der Erblasserinnen und Erblasser. Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung bezieht diese Elemente ein und kommt zu dem Ergebnis, dass in einem Zeitraum von 15 Jahren (2012 bis 2027) vermutlich bis zu 400 Milliarden Euro pro Jahr vererbt und verschenkt werden könnten. Das ist über ein Viertel mehr als bislang in entsprechenden Studien angenommen wurde. diw.de

Steuern: Entlastung nur bei den reichsten 30 %

11.04.2017/EG aus dem Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Düsseldorf

IMK: Steuer- und Abgabenreformen seit 1998 haben nur die reichsten 30 Prozent entlastet

„Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen sind durch die Änderungen bei Steuern und Sozialabgaben zwischen 1998 und 2015 zusätzlich belastet worden. Entlastungen gab es in dem Zeitraum nur für die reichsten 30 Prozent. Dabei waren die Mehrbelastungen am unteren Ende besonders hoch …“ ↗boeckler.de

Zum Thema die Bundesregierungen

  • 1998 bis 2005: SPD und Grüne
  • 2005 bis 2009: CDU/CSU und SPD
  • 2009 bis 2013 CDU/CSU und FDP
  • seit 2013: CDU/CSU und SPD