Buchtipp: Die Afghanistan Papers

10.12.2021/EG

Craig Whitlock: Die Afghanistan Papers
Der Insider-Report über Geheimnisse, Lügen und 20 Jahre Krieg

Sachbuch (Afghanistan, Krieg)

„Wie einst die Pentagon Papers die öffentliche Wahrnehmung des Vietnamkriegs veränderten, enthalten die Afghanistan Papers erschütternde Enthüllungen von mehr als 1.000 Personen, die wussten, dass die US-Regierung die Fakten vor Ort verzerrt darstellte und manchmal sogar erfand – von Führungskräften im Weißen Haus und Pentagon bis hin zu Ortskräften und Soldaten an der Front in Afghanistan. Sie geben offen zu, dass die Strategie der US-Regierung ein Desaster und es ein kolossaler Fehlschlag war, einen afghanischen Staat nach westlichen Standards aufbauen zu wollen. Der abrupte Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan im Sommer 2021 war ein weiterer fataler Fehler in der Beurteilung der Situation vor Ort, dessen jüngste Folgen Craig Whitlock in seinem aktuellen Nachwort rekapituliert.“

Autor

Craig Whitlock, geboren 1968,schreibt als investigativer Journalist für die Washington Post. Seit 2001 berichtet er als Auslandskorrespondent, Pentagon-Reporter und Spezialist für nationale Sicherheit über den globalen Krieg gegen den Terrorismus. 2019 erhielt er für seine Berichterstattung über den Krieg in Afghanistan den George Polk Award for Military Reporting, den Scripps Howard Award for Investigative Reporting, den Investigative Reporters and Editors Freedom of Information Award sowie den Robert F. Kennedy Journalism Award für internationale Berichterstattung. Whitlock hat aus mehr als 60 Ländern – darunter Deutschland – berichtet und war dreimaliger Finalist für den Pulitzer-Preis. Er lebt in Silver Spring, Maryland.

Ullstein Verlag, ISBN: 978-3-843-72651-1, E-Buch, 21 Euro

Ein Blick nach Afghanistan

24.02.2019/EG
Quelle: Vereinte Nationen (UN), New York

Afghanistan 2018: UN meldet 3.804 (+ 11 %) getötete und 7.189 (+ 5 %) verletzte Menschen unter der Zivilbevölkerung / Fast jedes vierte Todesopfer wurde von afghanischen Militärs und internationalen Streitkräften getötet

Im Jahr 2018 forderten Kämpfe und brutale Gewalt genau 3.804 Menschenleben – darunter 927 Kinder, ein weiterer tragischer Rekord für das Jahr – nach sorgfältig von den Vereinten Nationen erhobenen Daten. Die Zahl entspricht einem Anstieg von 11 Prozent gegenüber 2017. Darüber hinaus wurden 7.189 Menschen verletzt, 5 Prozent mehr als im Vorjahr.
Insgesamt wurden fast zwei Drittel der zivilen Opfer durch bewaffnete Oppositionsgruppen verursacht, darunter die Taliban, der Islamische Staat und andere unbestimmte Gruppen. Zivilisten waren jedoch auch Nebenopfer von regierungsfreundlichen Kräften (einschließlich des afghanischen Militärs und der internationalen Streitkräfte), die für fast ein Viertel aller zivilen Opfer verantwortlich waren.
Der Bericht ist der zehnte Jahresbericht der Vereinten Nationen, der die Notlage der Zivilbevölkerung im Afghanistan-Konflikt dokumentiert: In einem Jahrzehnt wurden mehr als 32.000 Zivilisten getötet und rund 60.000 verletzt. un.org

Zum Thema

Informationen zu registrierten US-Luftangriffen in Afghanistan im Jahr 2018 ↗thebureauinvestigates.com

Afghanistan-Einsätze kosteten Deutschland bisher rund 16 Milliarden Euro

10.10.2018/EG aus dem Deutschen Bundestag, Berlin

Militärischer Einsätze in Afghanistan verursachten im Zeitraum 2001 bis 2018 Kosten in Höhe von 11,2 Milliarden Euro

Die Kosten für die militärischen Einsätze in Höhe von 11,2 Milliarden Euro, für den Zeitraum 2001 bis 2017, erhöhen sich durch Aufwendungen zum Aufbau afghanischer Sicherheitskräfte (0,5 Mrd. Euro), durch den sogenannten ‘Stabilitätspakt Afghanistan‘ (1,9 Mrd. Euro) und durch die Entwicklungszusammenarbeit (2,1 Mrd. Euro). bundestag.de

Zum Thema

Unser Beitrag vom 29.04.2018: „Afghanistan: Bombardierungen erreichen neuen Höchststand“ zweitlese.de.

Afghanistan: Bombardierungen erreichen neuen Höchststand

29.04.2018/EG

US-Streitkräfte in Afghanistan haben im ersten Quartal 2018 mehr Bomben abgeworfen als im gleichen Zeitraum 2011

In den ersten drei Monaten dieses Jahres haben, nach Angaben des U.S. Air Forces Central Command, die US-Streitkräfte 1.186 Bomben von bemannten Flugzeugen und unbemannten Flugobjekten abgeworfen. Im Vergleichszeitraum des Jahres 2011, dem Höhepunkt des Krieges in Afghanistan, dokumentierte das Militär 1.083 ‘freigesetzte‘ Bomben. militarytimes.com

Deutschland beteiligte sich seit dem 01. Januar 2015 an ‘Resolute Support‘. Gemäß des aktuellen Beschlusses des Deutschen Bundestages vom 22. März 2018 können bis zu 1.300 deutsche Soldaten eingesetzt werden. Die ‘Resolute Support‘ ist eine Zug-, Beratungs- und Unterstützungsmission der NATO-Truppen in Afghanistan. bundeswehr.de

Den aktuellen Bericht der Bundesregierung zu Stand und Perspektiven des deutschen Afghanistan-Engagements lesen Sie hier bundestag.de.

Aus dem Bericht:

„Afghanistan ist weltweit eines der Hauptherkunftsländer von Flüchtlingen. Derzeit leben 1,3 Millionen registrierte afghanische Flüchtlinge in Pakistan und 950.000 in Iran. Hinzu kommen zwischen 500.000 und einer Million afghanische Staatsangehörige, die nicht als Flüchtlinge registriert sind, in Pakistan und zwischen 1,5 und 2 Millionen in Iran. Weitere 100.000 afghanische Staatsangehörige leben in der Türkei. Die Zahl der Binnenvertriebenen schätzen die Vereinten Nationen auf knapp 1,5 Millionen (Stand August 2017).
(…)
Afghanistan ist eines der Hauptherkunftsländer von Flüchtlingen und Migranten für Deutschland. In Deutschland halten sich derzeit über 250.000 afghanische Staatsangehörige auf (Stand 31.12.17); Ende 2015 waren es etwa 131.500 Personen. Die Zahl der Asylantragsteller lag im Jahr 2017 (Stand 31. Dezember 2017) bei 18.282 (davon 16.423 Erstanträge). Dies entspricht einer deutlichen Abnahme der Zahlen gegenüber 2016 (127.892 Erst- und Folgeanträge) und 2015 (31.902). 14.416 afghanische Staatsangehörige (Stand 31. Dezember 2017) sind derzeit ausreisepflichtig. Nach Abschluss zahlreicher laufender Asyl- und Gerichtsverfahren sowie angesichts einer Schutzquote von derzeit 44 Prozent ist mit einem weiteren Anstieg der Zahl Ausreisepflichtiger zu rechnen.“

US-Kriegseinsätze vor Privatisierung?

10.08.2017/EG aus dem Medium NEUE ZÜRICHER ZEITUNG (NZZ), Zürich

US-Regierung möchte den Aufwand (bisher 2.200 getötete US-Soldaten/aufgelaufene Kriegskosten 714 Mrd. US-Dollar) für den seit 2001 geführten Krieg in Afghanistan senken

„Möglicherweise zieht der Präsident ein Angebot des Söldnerunternehmers Eric Prince in Betracht. Der Bruder von Bildungsministerin Betsy DeVos und ehemalige Chef der umstrittenen Söldner-Firma Blackwater bietet dem Pentagon gerade erneut seine Dienste an. Mit knapp 5000 Söldnern und einer privaten Luftwaffe von rund 100 Flugzeugen will Prince im Auftrag der USA die afghanische Armee unterstützen.
Der Einsatz würde die Vereinigten Staaten nur 10 Milliarden Dollar pro Jahr kosten, statt bisher 40 Milliarden, …“ nzz.ch