Buchtipp: „Die ökonomische Vernunft der Solidarität“

16.06.2023/EG

Hartmut Reiners: Die ökonomische Vernunft der Solidarität
Perspektiven einer demokratischen Sozialpolitik

Sachbuch (Medien, Politik)

„Viele Ökonomen sehen im Sozialstaat nur einen Kostenfaktor. Sie befassen sich kaum mit Sozialpolitik, obwohl das diesbezügliche Budget in Deutschland fast ein Drittel des BIP umfasst. Die ökonomischen Eigenarten des Sozialstaats passen nicht in die Welt des Neoliberalismus, der alle sozialen und ökonomischen Beziehungen in seine Kosten-Nutzen-Relationen presst.

Dieser Ignoranz stehen Klagen über eine Ökonomisierung des Sozialen gegenüber, die übersehen, dass die Sozialpolitik sich nicht mehr auf Umverteilung beschränkt, sondern auch eine wachsende Branche von gesundheitlichen und sozialen Diensten steuert …“

Autor

Hartmut Reiners, geboren 1945 in Bad Rothenfelde (Niedersachsen), ist Volkswirt und Gesundheitsökonom. Er war viele Jahre in den Gesundheitsministerien von Nordrhein-Westfalen und Brandenburg tätig und an Reformen der Krankenversicherung zwischen 1988 und 2009 beteiligt.

Promedia Verlag, ISBN: 978-3-85371-909-1, E-Buch, 19 Euro

Inklusive Kollateralschaden

23.05.2023/EG
Quelle: ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München

Wissenschaftler Jerg Gutmann, Matthias Neuenkirch und Florian Neumeier, untersuchten Auswirkungen von Wirtschaftssanktionen auf Zielländer

Dr. Florian Neumeier, Leiter der ifo Forschungsgruppe Steuer und Finanzpolitik: „Wirtschaftssanktionen treffen regelmäßig den Teil der Bevölkerung in den sanktionierten Ländern am stärksten, der in oder nahe der Armut lebt. Dies war in der Vergangenheit vor allem bei US-Sanktionen der Fall. Studien zeigen zum Beispiel, dass durch die 2012 verhängten Sanktionen gegen den Iran vor allem die junge, ungebildete Bevölkerung auf dem Land zu leiden hatte.“

In ärmeren Ländern führen Wirtschaftssanktionen auch zu einer geringeren Lebenserwartung in der Bevölkerung. Die Daten basieren auf Auswertungen von 160 Ländern.

Die Befunde der Untersuchung lesen Sie hier cesifo.org.

Inflation – Ein Produkt freier Märkte

03.05.2023/EG
Quelle: University of Massachusetts, Amherst

Isabella M. Weber und Evan Wasner, beide Wirtschaftswissenschaftler an der University of Massachusetts, untersuchten die Preisgestaltung großer Unternehmen in Krisen

„Der vorherrschende Auffassung zufolge ist die Inflation makroökonomischen Ursprungs und muss immer mit einer makroökonomischen Straffung bekämpft werden. Im Gegensatz dazu argumentieren wir, dass die COVID-19-Inflation in den USA in erster Linie eine Verkäuferinflation ist, die auf mikroökonomische Ursachen zurückzuführen ist, nämlich auf die Fähigkeit von Unternehmen mit Marktmacht, die Preise zu erhöhen. Diese Unternehmen sind zwar Preisgestalter, aber sie erhöhen die Preise nur, wenn sie erwarten, dass ihre Konkurrenten dasselbe tun. Dies erfordert eine implizite Vereinbarung, die durch branchenweite Kostenschocks und Versorgungsengpässe koordiniert werden kann. Wir überprüfen die seit langem bestehende Literatur über die Preisbildung in konzentrierten Märkten, untersuchen Gewinnmitteilungen und stellen Daten auf Unternehmensebene zusammen, um eine dreistufige Heuristik des Inflationsprozesses abzuleiten: Steigende Preise in systemisch bedeutsamen vorgelagerten Sektoren aufgrund von Rohstoffmarktdynamik oder Engpässen führen zu Mitnahmeeffekten und geben den Anstoß für weitere Preiserhöhungen. Um ihre Gewinnspannen vor steigenden Kosten zu schützen, propagieren nachgelagerte Sektoren den Preisdruck oder verstärken ihn im Falle von vorübergehenden Monopolen aufgrund von Engpässen. Die Arbeitnehmer reagieren darauf, indem sie versuchen, Reallohnsenkungen in der Konfliktphase abzuwehren. Wir argumentieren, dass eine solche Inflation der Verkäufer zu einem allgemeinen Preisanstieg führt, der vorübergehend sein kann, aber unter bestimmten Bedingungen auch zu selbsttragenden Inflationsspiralen führen kann. Die Politik sollte darauf abzielen, Preiserhöhungen in der Impulsphase einzudämmen, um Inflation von Anfang an zu verhindern.“ scholarworks.umass.edu

Buchtipp: Der Kick des Geldes oder wie unser Fußball verkauft wird

23.12.2022/EG

Jens Berger: Der Kick des Geldes oder wie unser Fußball verkauft wird
Knallharte Wirtschaftsinteressen machen unseren Lieblingssport kaputt

Sachbuch (Sport, Wirtschaft)

„Der Profifußball verliert endgültig seine Unschuld Wir reden von Fußballvereinen, obwohl wir es längst mit AGs und GmbHs zu tun haben. Wer aber steht hinter diesen Gesellschaften? Wer profitiert von diesem gigantischen Geschäft um Übertragungsrechte und Merchandising? Welcher Apparat ist um die 90 Minuten herum entstanden, der uns tagaus, tagein Relevanz vortäuscht, es aber immer weniger schafft, vom großen Geschäft für einige wenige abzulenken, die knallhart ihre Interessen verfolgen? Die Bundesliga boomt, König Fußball ist beliebt wie nie. Trotzdem werden viele Kosten, die durch dieses Spektakel entstehen, der Allgemeinheit aufgedrückt. Der Großteil der Umsätze wird schon lange nicht mehr mit den Einnahmen aus den Stadionbesuchen bestritten. Entstanden ist ein Wirtschaftszweig, der sich perfide unschuldig gibt, von dem aber nur wenige profitieren – auf Kosten der Fans. Das vorläufige Ergebnis: In vielen Ligen herrscht bereits große Langeweile, weil ein, zwei Vereine jeden Wettbewerb dominieren. Jens Berger durchleuchtet unseren Lieblingssport und nennt Zahlen, Daten und Fakten, die bisher nicht bekannt waren. Und dann winkt auch noch das ganz große Geschäft in Katar – nicht nur für den FC Bayern München…“

Autor

Jens Berger ist Journalist und politischer Blogger der ersten Stunde und Redakteur der NachDenkSeiten. Er befasst sich mit und kommentiert sozial-, wirtschafts- und finanzpolitische Themen. Berger ist Autor mehrerer Sachbücher, etwa „Wer schützt die Welt vor den Finanzkonzernen?“ (2020) und des Spiegel-Bestsellers „Wem gehört Deutschland?“ (2014).

Westend Verlag, ISBN: 978-3-987-91012-8, E-Buch, 10 Euro

Buchtipp: Imperium der Schmerzen

16.12.2022/EG

Patrick Radden Keefe: Imperium der Schmerzen
Wie eine Familiendynastie die weltweite Opioid-Kriseauslöste

Sachbuch (Gesundheit, Ökonomie)

„Das große, verstörende Porträt der Sackler-Familie, die sich als Philantropen feiern lassen, deren Vermögen durch Valium entstand und die mit der Erfindung des Medikaments OxyContin die Opioidkrise in den USA auslöste. Und Millionen Menschen weltweit in die Abhängigkeit stürzte.“

Autor

Patrick Radden Keefe, geboren 1976, ist preisgekrönter Investigativjournalist des Magazins The New Yorker. Er studierte an der Columbia University, der Yale Law School, der Cambridge University und der London School of Economics. Seine Bücher sind große Bestseller und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Hanser Verlag, ISBN: 978-3-446-27542-3, E-Buch, 31 Euro