OECD: Einkommensungleichheit ist in Deutschland deutlich gestiegen

19.10.2017/EG aus der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Paris/Berlin

OECD: Deutschland hat das größte geschlechtsspezifische Rentengefälle unter den OECD-Ländern / Bedarf an Hoch- und Geringqualifizierten steigt – Bedarf an Mittelqualifizierten sinkt

Der aktuelle OECD-Bericht ‘Preventing Ageing Unexpected‘ gibt an, wie sich die beiden globalen Megatrends Bevölkerungsalterung und wachsende Ungleichheiten innerhalb und über Generationen hinweg entwickelt und interagiert haben:

Gemäß OECD-Bericht nehmen in Deutschland die Risiken der Ungleichheit im Alter zu, obwohl Einkommensunterschiede zwischen den in den 1950er und 1980er Jahren Geborenen um schätzungsweise mehr als 10 Prozent zugenommen haben (drei Prozentpunkte des Gini-Koeffizienten), was einer ähnlichen Zunahme der in den 1920er und 1950er Jahren Geborenen entspricht. Auch die Armutsraten der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sind in den letzten Jahrzehnten gestiegen, während sie im Rentenalter zurückgegangen sind.

Ein wichtiger Grund für die Zunahme der Ungleichheit ist, dass das Lohngefälle zwischen den hochqualifizierten und den unteren Bildungseinrichtungen Bildungsbürger heute viel höher sind als vor 40 Jahren. Globalisierung, der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungswirtschaft und technologische Entwicklungen wie Automatisierung und Digitalisierung führen zu einer Polarisierung des Arbeitsmarktes: Der Bedarf an hoch- und geringqualifizierte Arbeitskräfte haben zugenommen, die Nachfrage nach mittelqualifizierten Arbeitskräften ist zurückgegangen, wodurch die mittleren und zunehmenden sozialen und wirtschaftlichen Risiken für diese Gruppe ausgehöhlt wurden.

Die Zunahme der Lohnunterschiede wird sich in einer höheren Ungleichheit der Rentner widerspiegeln, da die deutsche Rentenversicherung die Rentenansprüche eng mit dem Lebensarbeitsentgelt verknüpft. Die prognostizierte Nettopensionsersatzrate von 55 Prozent für Geringverdiener, die heute auf dem Arbeitsmarkt beginnen, liegt weit unter dem OECD-Durchschnitt von 75 Prozent.

Deutschland hat heute das größte geschlechtsspezifische Rentengefälle unter den OECD-Ländern (46 Prozent). Viele Frauen arbeiten in Teilzeit, was bedeutet, dass geschlechtsspezifische Rentenunterschiede fortbestehen werden. Weder Grund- noch Mindestrenten gibt es, so dass Personen mit geringen Rentenansprüchen auf das bedarfsorientierte Altersvorsorgesystem angewiesen sind, das nur 19 Prozent des Durchschnittseinkommens ausmacht, während es in Österreich 28 Prozent und in Neuseeland 40 Prozent sind.↗oecd.org