Flüchtlingsdebatte: Seenotrettung geht im Wahlkampf unter

19.07.2017/EG aus der NRO Ärzte ohne Grenzen, Berlin

Seenotrettung im Mittelmeer: Ärzte ohne Grenzen weist Vorwürfe als bittere Scheindebatte zurück

Florian Westphal, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, zu den Vorwürfen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière und weiteren europäischen Politikern:

„Es handelt sich hier um eine Scheindebatte, die unglaublich bitter ist, denn sie geht am eigentlichen Problem völlig vorbei und lenkt vom Versagen der europäischen Staaten bei der Seenotrettung ab. Anstatt die Rettung von Menschen im Mittelmeer zu unterstützen, attackiert Innenminister Thomas de Maizière die zivilen Seenotretter ohne irgendeinen konkreten Beleg für seine Behauptungen. Die von de Maizière spezifisch erhobenen Vorwürfe sind aus unserer Perspektive vollkommen ungerechtfertigt. Innenminister de Maizière und weitere europäische Verantwortliche machen die zivilen Seenotretter auf diese Weise zu Sündenböcken, obwohl diese genau das tun, wozu die Staaten der EU offensichtlich nicht willens sind: Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Sie diskreditieren und erschweren die zivile Seenotrettung, während die humanitäre Krise im Mittelmeer weiter anhält. Die europäischen Staaten müssen endlich ihrer Verantwortung gerecht werden und ihre Anstrengungen zur Seenotrettung intensivieren, um das Sterben im Mittelmeer zu beenden.“ ↗aerzte-ohne-grenzen.de

Zum Thema

Weltjahresstatistik Global Trends der UN-Organisation Ende 2016: 65,6 Millionen Menschen auf der Flucht, das heißt, dass im Schnitt einer von 113 Menschen weltweit von Flucht und Vertreibung betroffen ist. In Relation zur Gesamtbevölkerung ist Syrien weiterhin weltweit am stärksten von Flucht und Vertreibung betroffen: Zwölf Millionen Menschen (fast zwei Drittel der Gesamtbevölkerung) sind entweder Binnenvertriebene oder im Ausland als Flüchtlinge und Asylsuchende. Abgesehen von der lange andauernden palästinensischen Flüchtlingssituation stellen Kolumbianer (7,7 Millionen) die größte Bevölkerung, gefolgt von Afghanen (4,7 Millionen), Irakern (4,2 Millionen) und Südsudanesen (weltweit mit 3,3 Millionen Betroffenen die am schnellsten wachsende Bevölkerung auf der Flucht). ↗unhcr.org

Der Krieg in Afghanistan ist auf dem Niveau des Jahres 2012: Im Zeitraum Januar bis Juni 2017 flogen die US-geführten Streitkräfte über 1.600 Luftangriffe. washingtonpost.com