Buchtipp: Kongo

24.08.2018/EG

Éric Vuillard: Kongo

Erzählung (1884, Europa, Kapitalismus, Afrika, Rohstoffe)

König Leopold II. initiiert 1884 in Berlin die Kongokonferenz. Jahrzehnte, nachdem das europäische Ringen um Rohstoffe und Land entschieden scheint, fordert der König des Kleinstaats seinen Teil des Kuchens. Er rafft gigantische Teile zentralafrikanischen Regenwalds im heutigen Kongo in seinen Privatbesitz, eine Fläche achtmal so groß wie Belgien. Improvisierend und spärlich besetzt beginnt eine Kolonialherrschaft von ungekannter Brutalität, die das Land bis in die Gegenwart hinein zeichnet. Éric Vuillard macht die Monstrosität der Geschichte Belgisch-Kongos in seinem virtuosen Text spürbar. Er zeigt kleine Brüsseler Beamte, aufgeschwungen zu Dschungelherrschern, die zu Vollstreckern der europäischen Rohstoffgier werden, und er verleiht ihren zahl- und namenlosen Opfern eine Stimme. Mitreißende Erzählung eines der bizarrsten Kapitel der Kolonialgeschichte und rhapsodischer Essay über die Allgegenwart der Gier, ist »Kongo« ein erschreckend lebendiges Zeugnis banaler Grausamkeit und des beginnenden Weltkapitalismus.

Wie glaubwürdig wird die Öffentlichkeit informiert?

18.08.2018/EG aus dem Blog RUBIKON, Mainz

Ulrich Teusch, Publizist, über Tendenzen in der Arbeit der Medien

„Im Prinzip ist jedes Medium ein Lückenmedium. Jedes Medium ist angesichts des gigantischen Nachrichtenangebots gezwungen, eine kleine, oft winzig kleine Auswahl zu treffen. Die Frage ist, wie und nach welchen Kriterien diese Auswahl vorgenommen wird.

(…)

Manchmal wächst sich das zu Kampagnen aus oder auch zu regelrechter Propaganda. Mein entscheidender Punkt ist nun: Die beschriebenen Phänomene kommen nicht zufällig zustande, sondern sie sind strukturell verankert und interessengeleitet. Das ist auch der Grund für die wachsende Homogenisierung des Mainstreams. Die Nachrichtenauswahl und Kommentierung wird immer ähnlicher und ist bei bestimmten wichtigen Themen kaum noch unterscheidbar.“ ↗rubikon.news

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Auswirkungen ideologischer Wirtschaftspolitik

18.08.2018/EG aus dem Blog QANTARA, ein Internetportal der Deutschen Welle, Bonn

Iwan Azis, Wirtschaftswissenschaftler, über die Folgen rein wachstumsorientierter Wirtschaftspolitik

„Wachsende Ungleichheit führt dazu, dass die Öffentlichkeit die Wirtschaftspolitik irgendwann nicht mehr akzeptiert. Das stimmt sogar dann, wenn die Armut zurückgeht, was in den 1980er Jahren in Indonesien und in den 1990er Jahren in Indien geschah. Menschen denken nicht über absolute Größen nach, sie vergleichen sich mit anderen. Wer sich abgehängt fühlt, wird wütend, das sehen wir heute auch in den USA und Europa. Langfristig geht es also nicht nur darum, marktorientiertes Wachstum zu erleichtern, sondern auch um eine Art Ausgleich für alle, die davon nicht angemessen profitieren. Die Lehre lautet: Verteilungsaspekte müssen berücksichtigt werden. Die größte Wirkung haben Investitionen in das Gesundheits- oder Bildungswesen, weil sie Lebenschancen verbessern.“ ↗qantara.de

Buchtipp: Die Abgehobenen

17.08.2018/EG

Michael Hartmann: Die Abgehobenen
Wie die Eliten die Demokratie gefährden

Sachbuch (Demokratie, Gesellschaft, Vermögen, Ungleichheit)

Die Eliten werden immer mehr zur geschlossenen Gesellschaft. Das gilt nicht nur für die Wirtschafts-, sondern zunehmend auch für die politische Elite. Ihre Lebenswelten und die der Bevölkerung driften seit Jahrzehnten auseinander. Sie glauben, dass für sie eigene Regeln gelten und produzieren einen Steuer- und Finanzskandal nach dem anderen. Der renommierte Elitenforscher Michael Hartmann benennt die Folgen: Politikverdrossenheit und Rechtspopulismus.

Die einen schimpfen auf „die da oben“, andere auf das Elitenbashing. Dabei lohnt es sich, genau hinzusehen:

– Wer sind die Eliten?
– Wie erneuern sie sich?
– Wie hängen ihre Haltungen und ihre Herkunft zusammen?

Hartmanns Befund: Die Eliten sind ein abgehobener Selbstrekrutierungsbetrieb, der die Demokratie aushöhlt. Nur durch eine durchgreifende soziale Öffnung der politischen Elite ist eine Wende möglich.

Michael Hartmann, renommierter Elitenforscher, setzt mit seinem Buch ein klares politisches Statement zu einem brisanten Thema mit gesellschaftlicher Sprengkraft.

Video-Tipp: „Türsteher Europas“

16.08.2018/EG aus dem Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF), Mainz

Dokumentation von Jan M. Schäfer und Simone Schlindwein über europäische ‘Außengrenzen‘ auf dem afrikanischen Kontinent

„Profiteur dieser Politik ist die Rüstungsindustrie. Die EU bildet afrikanische Sicherheitsbehörden aus und liefert Material. In 12 Ländern haben die Autoren der Dokumentation erkundet, wie Europa seine Außengrenzen in den afrikanischen Kontinent verschiebt.

Bei den Deals hat die EU klare Ziele: Entwicklungshilfe gegen Flüchtlingsstopp. Mehr als acht Milliarden Euro investiert die EU in den kommenden Jahren. Wer beim Kampf gegen Migration als Türsteher der EU agiert bekommt Geld.“ zdf.de